Wenn am 30. November die Weltklimakonferenz in Paris startet, wird dort eine Gruppe ankommen, die bereits einen langen Weg hinter sich hat: rund 1.500 Kilometer - zu Fuß. Sie nennen sich "Klimapilger" und wollen ein Bewusstsein für die Klimagerechtigkeit auf der Erde schaffen.
Rund 300 Dauerpilger haben sich angemeldet, berichtet Daniela Bergmaier von der Geschäftsstelle des Ökumenischen Pilgerwegs. Dazu kommen je nach Region eine Reihe von Tagesteilnehmern. "Aber nur etwa zehn gehen den kompletten Weg von Flensburg bis nach Paris". Dafür müssen die Teilnehmer neben Ausdauer vor allem Zeit mitbringen, denn die Gruppe ist elf Wochen lang unterwegs.
Gesundheits-Check-up beim Arzt
Einer, der viel Zeit hat, ist der Hamburger Wolfgang Zarth. Der 68-jährige Pensionär ist das Wandern gewohnt und kann so auch das Tagespensum von rund 20 Kilometern laufen. "Ich war sicherheitshalber nochmal beim Arzt und habe mich gründlich durchchecken lassen", berichtet er. Der habe aber keine Einwände gehabt.
Der Pilgerweg verläuft von Flensburg über das Ruhrgebiet und Trier nach Paris. Außerdem wird er durch einen südlichen Zulauf von Ludwigshafen nach Metz ergänzt. Dabei wurde jedoch nicht der kürzeste Weg ausgesucht, sondern die Strecke folgt traditionellen Pilgerwegen.
Spirituelle Impulse am Wegesrand
Außerdem lernen die Pilger etwas dazu, "denn durch Workshops und politische Aktionen versuchen wir, auf die Klimagerechtigkeit auf unserem Planeten aufmerksam zu machen", sagt Bergmaier. Auch Spirituelles kommt dabei nicht zu kurz. Jeden Tag gibt es religiöse Impulse; ganze Wegabschnitte werden im Schweigen gegangen.
"Denn wir pilgern ja und gehen nicht einfach nur wandern", sagt Bergmaier. Das zeigt sich auch an den ökumenischen Initiatoren des Klimapilgerns: Neben Landeskirchen, Diözesen und christlichen Entwicklungsdiensten haben auch Missionswerke und Jugendverbände eingeladen.
Klimaschutz und globale Gerechtigkeit
"Der ökumenische Pilgerweg bringt zusammen, was zusammengehört: Klimaschutz und globale Gerechtigkeit. Unser Glaube ermutigt uns, dass wir uns beherzt für beides einsetzen", erklärte dazu am Sonntag der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Und der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, fügte hinzu, der Klimawandel sei nicht nur eine Bedrohung für künftige Generationen, "er ist auch jetzt schon bei vielen Menschen Realität."
Auf dem Weg werden die Teilnehmer an sogenannte Schmerzpunkte gelangen. So wird das Braunkohleabbaugebiet im nordrheinischen Inden besucht, die Gruppe kommt an Flughäfen vorbei und macht einen Abstecher beim Opel-Werk in Rüsselsheim. "Wir sind aber keine Demonstranten", betont Bergmaier. Es gehe vielmehr darum, Alternativen aufzuzeigen.
Solche Alternativen finden sich ebenfalls entlang des Wegs. Die Pilger kommen an Solaranlagen vorbei, besuchen ökologische Landwirtschaftsbetriebe und werden etwas über Geothermie am Osnabrücker Dom erfahren. Der wird nämlich zum großen Teil mit Erdwärme geheizt. Dass ein Umdenken möglich ist, will das Motto des Pilgerweges "Geht doch" deutlich machen. Damit solle gezeigt werden, dass Klimagerechtigkeit nicht bei der Solarenergie anfängt und beim Windrad aufhört, so Bergmaier.
Durch Pilgern etwas bewegen
Wolfgang Zarth möchte durch das Pilgern etwas bewegen. "Wir müssen an unsere Nachkommen denken und dürfen ihnen nicht einen kaputten Planeten hinterlassen", ist er überzeugt. Trainiert hat er jedoch nicht, berichtet er. "Als langjähriger Pfadfinder bin ich das Laufen gewohnt und auch in der Natur zu übernachten macht mir nichts aus."
So weit soll es aber gar nicht kommen. Damit die Pilger ihre Nächte nicht im Freien oder in Zelten verbringen müssen, haben sich in den Orten entlang des Weges Gastfamilien bereit erklärt, die Wanderer aufzunehmen. Wo das nicht klappt, schlafen sie in den Gemeindesälen der jeweiligen Pfarreien. Dass die Pilger dennoch auch für einen politisches Ziel unterwegs sind, wird sich in Paris zeigen. Denn bei der Abschlussveranstaltung treffen sie mit Aktivisten aus der ganzen Welt zusammen, um sich für mehr Klimagerechtigkeit stark zu machen.