Kardinal Marx sieht christliche Identität in Gefahr

"Mauern lösen die Probleme nicht"

Kardinal Marx ruft dazu auf, Brücken sich nicht abzuschotten gegenüber den ankommenden Flüchtlingen. "Unsere Identität verlieren wir als Christen, wenn wir uns abgrenzen", so Marx in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst der Herbstvollversammlung.

Kardinal Marx in Fulda / © Martin Korden (DR)
Kardinal Marx in Fulda / © Martin Korden ( DR )

"Mauern lösen die Probleme nicht; das 21. Jahrhundert darf nicht fortgesetzt werden mit Mitteln der Gewalt und mit Zäunen und Grenzen", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Fuldaer Dom.

Das Thema Flüchtlingshilfe steht am Dienstag im Mittelpunkt der Versammlung der 66 Bischöfe. Am Mittag wollen sie in einer Pressekonferenz vorstellen, was die katholische Kirche hier bereits tut und was sie weiter plant. "Gerade wir in Deutschland wissen, dass Heimat auch verloren werden kann", erklärte der Münchner Erzbischof mit Blick auf die Geschichte. Dankbar blicke er deshalb in diesem Jahr zurück auf 25 Jahre Deutsche Einheit. Diese zeige auch, wie existenziell wichtig das Gefühl der Identität und der Zugehörigkeit für Menschen sei.

Der Sepp und der Mohammed

Marx verwies auf einen populären TV-Spot im bayerischen Fernsehen, der ihm immer wieder vor Augen führe, dass Menschen auch eine neue Heimat finden könnten. Da sage "nicht nur der Seppi 'Hier bin I dahoam', sondern auch der Mohammed. Da bekennen sich Zugezogene zur selben Heimat wie Oberbayern und sogar Franken."

"Auch wenn Menschen mit andern Religionen und Kulturen kommen, müssen wir uns öffnen", forderte Marx weiter in seiner Predigt. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht "in diesem Zeitalter der Heimatlosigkeit und der Flucht". Auf der anderen Seite, so der Kardinal, "müssen wir auch alles tun, um Gewalt und Ungleichheit in der Welt zu bekämpfen". Darüber hinaus sei auch ein entschiedenerer Einsatz gegen den Klimawandel nötig, der in den kommenden Jahren noch viele weitere Menschen zur Flucht zwingen werde.


Quelle:
KNA