Mit der Agenda begebe sich die Staatengemeinschaft "auf den Weg, wirtschaftliches Wachstum, Menschenrechte, soziale Sicherheit und ökologische Verantwortung stärker zu verzahnen", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, am Freitagabend in Bonn.
Dem Programm liege die Idee ganzheitlicher Entwicklung zugrunde, wie sie die Kirche seit Jahrzehnten fordere, so Schick. Auch Papst Franziskus, der am Freitag vor den Vereinten Nationen in New York gesprochen hat, habe diesen Gedanken in seiner Umweltenzyklika "Laudato si" eindrücklich entfaltet.
Überwindung der Armut in all ihren Formen
Die UNO-Vollversammlung hatte am Abend die sogenannte Agenda 2030 verabschiedet. Darin sind 17 "nachhaltige Entwicklungsziele" zusammengefasst, die in den kommenden 15 Jahren verwirklicht werden sollen. Ein Schwerpunkt ist die Überwindung der Armut in all ihren Formen. Die Ungleichheit in den einzelnen Ländern und zwischen ihnen soll verringert werden.
Die nachhaltigen Entwicklungsziele bezögen sich nicht nur auf die armen Länder der südlichen Hemisphäre, merkt Schick an. "Die Industrieländer müssen ebenfalls eine Politik entwerfen, die dem Maßstab nachhaltiger Entwicklung genügt." Auch Deutschland sei hier gefordert.
Der Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz erwartet von der Bundesregierung, dass der Aufwärtstrend bei den Finanzmitteln für die Entwicklungszusammenarbeit anhält. "Nachhaltige Entwicklung ist nicht zum Null-Tarif zu haben", so Schick. Programme und Konzepte der Vereinten Nationen könnten nur dann erfolgreich sein, wenn auch die Finanzierung gesichert wird. Eine gerechtere und ökologisch nachhaltige Welt muss uns einen Preis wert sein."
Ehrgeizige Ziele
Die "Agenda 2030" schreibt die "Milleniumsentwicklungsziele" (MDGs) fort, auf die sich die Vereinten Nationen im Jahr 2000 verständigt hatten. Die MDGs umfassten konkret gefasste Zielvorgaben, etwa die Halbierung der Zahl extrem armer Menschen. Diese wurden in zum Teil beachtlichem Maße erreicht, wenn auch regional sehr unterschiedlich, in anderen Teilen aber auch verfehlt.
Bischof Stephan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, sprach von "ehrgeizigen Zielen". Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte das Programm "durchaus ambitioniert".
Nach den Worten des bischöflichen Hilfswerks Misereor ist die Verabschiedung der Ziele "ein bemerkenswertes Zeichen und weit mehr als nur der kleinste gemeinsame Nenner". Und weiter: "Natürlich wird jetzt kein Automatismus in Richtung einer besseren Welt eintreten. Die Widersprüche und Spannungen zwischen den verschiedenen Interessen bleiben ja zunächst einmal bestehen." Es liege aber nun ein gutes Instrument vor, "das wir und unsere Partner nutzen können, auch um die Regierungen weltweit in die Pflicht zu nehmen".