Kardinal Woelki verteidigt Wissenschaftlichkeit der Theologie

Horizonterweiterung

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat die Wissenschaftlichkeit der Theologie verteidigt. Es stimme nicht, dass Glaubenssätze die menschliche Vernunft blockierten.

Im Lesesaal / © Harald Oppitz (KNA)
Im Lesesaal / © Harald Oppitz ( KNA )

Im Mittelalter habe sie die erste Fakultät einer Universität gebildet und als Leitwissenschaft gegolten, sagte der Erzbischof am Montagabend in Bonn. Heute müsse sie dagegen ihre Wissenschaftlichkeit rechtfertigen, kritisierte er. Es stimme nicht, dass Glaubenssätze die menschliche Vernunft blockierten. Das Gegenteil treffe zu.

Nach den Worten von Woelki muss die Theologie als Glaubenswissenschaft im Dialog mit allen anderen Wissenschaften stehen. Zwar unterschieden sich die Erkenntnisweisen von Glaube und Vernunft; beide seien aber aufeinander angewiesen. Das im Glauben zugängliche wahre Wohl des Menschen öffne den Horizont, in dem sich die wissenschaftliche Forschung und ihre Entdeckungen bewegen müssten.

Beispielsweise seien alle Forschungen zu fördern, die im Dienst am Leben stehen und auf die Bekämpfung von Krankheiten abzielen, so der Kardinal. Wichtig seien auch Forschungen, um die Geheimnisse des Universums und des Planeten Erde zu entdecken - nicht um die Schöpfung sinnlos auszubeuten, sondern um sie zu bewahren, so Woelki unter Berufung auf den emeritierten Papst Benedikt XVI. "So gerät der wirklich gelebte Glaube nicht in Konflikt mit der Wissenschaft, sondern wirkt vielmehr mit ihr zusammen", sagte der Kardinal.

Ohne die Glaubensinhalte setzt sich laut Woelki die Vernunft in einer Weise absolut, wie sie dem Menschen zum Schaden gereiche. Umgekehrt bewahre die Vernunft den Menschen vor Aberglauben und Ideologie. Der Erzbischof äußerte sich bei einem Empfang der Görres-Gesellschaft.

Dabei übernahm er das Protektorat der 1876 gegründeten Wissenschaftsorganisation. Ihr gehören derzeit knapp 3.000 Mitglieder an, deren Denken und Forschen der christlichen Tradition verpflichtet ist.


Quelle:
KNA