Berichte über ein konservatives und ein progressives Lager seien eine "Inszenierung der Medien", sagte Marx am Montagabend vor Journalisten in Rom. Es gebe keine "Lager", sondern lediglich kontroverse Meinungen, so der Münchner Erzbischof. Unter den Teilnehmern der Synode herrsche eine Atmosphäre der Offenheit. Rund 260 Kardinäle, Bischöfe und Ordensobere sowie 90 weitere Teilnehmer nahmen am Montag im Vatikan ihre dreiwöchigen Beratungen über die Haltung der katholischen Kirche zu Ehe und Familie auf.
Verhalten positives Fazit zum ersten Synodentag
Über den ersten Tag der Beratungen äußerte sich der Kardinal verhalten positiv. Zunächst sei es um ein "Abtasten" und eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse gegangen, es habe jedoch bereits eine breite Diskussion gegeben. Mit Blick auf den Abschluss der Synode forderte Marx, die Ergebnisse müssten mindestens auf dem Niveau liegen, das Papst Franziskus mit seinen Äußerungen vorgegeben habe.
Marx: "Nicht nur Thema wiederverheiratete Geschiedene in den Fokus nehmen"
Marx kritisierte eine Fixierung auf die Frage des kirchlichen Umgangs mit Katholiken, die nach einer Scheidung erneut standesamtlich geheiratet haben. Dies sei zwar ein wichtiges Thema der Synode; man dürfe darüber jedoch nicht andere Themen wie etwa Flucht und Armut vergessen. Nur über wiederverheiratete Geschiedene zu reden, sei ungerecht gegenüber jenen, die eine Familie gründen wollten, deren Lebensumstände dies jedoch nicht zuließen.
Marx plädierte für einen Blick auf den Einzelfall, "vor allem wenn in der zweiten Verbindung eine Rückkehr in die alte Lebenswelt gar nicht mehr möglich ist ohne neue Schuld".
Die Kirche stehe jedoch auch zu Menschen, deren Leben nicht so verlaufe wie ursprünglich geplant. Wenn jemand sein bei der Heirat gegebenes Ja-Wort nicht mehr halte, müsse das aufgearbeitet werden, so der Kardinal. Dabei müsse "auch ein pastoraler Weg gegangen werden".
Deutsche Synodenteilnehmer loben Dialogbereitschaft
Neben Kardinal Marx nahmen auch die weiteren deutschen Teilnehmer der Synode am Pressegespräch teil. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode äußerte dabei die Hoffnung, dass die Synode "Wirklichkeit vor Ideal" stellen werde. Die Kirche müsse lernen, "das Gute an Treue in verlässlichen Beziehungen wahrzunehmen und wertzuschätzen". Allein in der deutschen Sprachgruppe, in der parallel zu anderen Kleingruppen die Themen der Synode diskutiert werden, gebe es hierzu eine Vielfalt an Positionen.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch zeigte sich beeindruckt darüber, dass es bereits am ersten Sitzungstag der Synode intensive Gespräche gegeben habe. "Die Spannungsverhältnisse zwischen verschiedenen Sichtweisen sind unübersehbar", gestand der Bischof ein, der erstmals an einer Synode teilnimmt.
Das Ehepaar Buch, das ebenso wie andere Familien ohne Stimmrecht an den Beratungen der Synode teilnimmt, äußerte sich beeindruckt über die Offenheit der Auseinandersetzungen. Sie sei optimistisch, dass "am Ende mehr stehen wird, als von manchen befürchtet", sagte Petra Buch mit Blick auf Erwartungen, dass Bewahrer der Tradition sich gegen Befürworter von Reformen durchsetzen könnten.
Papst entscheidet letztendlich
Am Ende des dreiwöchigen Weltbischofstreffens zu Ehe und Familie werde ein "hoffentlich einmütiges Ergebnis" stehen, betonte der Münchner Erzbischof. Letztlich entscheide nicht die Synode, sondern der Papst. Marx fügte hinzu: "Und wenn der Papst entschieden hat, dann halten wir uns daran. So ist das in der katholischen Kirche."