domradio.de: Die Botschaft der Kirche an Paare in nichtehelichen Beziehungen lautet noch immer 'Ihr lebt in schwerer Sünde', warum ist das in Ihren Augen nicht richtig?
Bischof Bode: Wenn wir zunächst immer auf das schauen, was daran nicht richtig ist, kann ich keinen Menschen bewegen, auf einen besseren Weg oder anderen Weg zu kommen und vielleicht auch mal zur Ehe, zur festen Ehe und vielleicht sogar zu einer kirchlichen Eheschließung zu kommen.
Ich möchte zunächst mal auch anerkennen, wo Leute verantwortlich zusammenziehen und verantwortlich miteinander leben und sich wirklich auch aneinander binden und sich aufeinander einlassen. Ich rede nicht von Menschen, die heute so und morgen so leben, sondern von denen, die wirklich einen ernsten Weg gehen wollen.
Wenn wir diese Menschen begleiten wollen, wenn wir mit ihnen das, was sie erfahren, auch positiv mitgestalten und sie vielleicht auch bewegen wollen zu einer Ehe, dann kann ich nicht zuerst mit dem kommen, was daran vielleicht nach kirchlicher Lehre nicht richtig ist. Also: Anfangen bei dem Positiven, bei den Stärken, bei dem was auch gut und wahr daran ist.
domradio.de: Das heißt, sie plädieren dafür, dann auch diese außerehelichen Beziehungen anzuerkennen, zu unterstützen, gerade auch um den Partnern Mut zu machen vielleicht doch noch dann den Bund der Ehe einzugehen?
Bischof Bode: Das Wort 'Anerkennen' ist da etwas zweideutig. Ich erkenne an, was daran wirklich auch gut ist, was sie persönlich möchten und ich lasse mich zunächst mal auf ihre Erfahrung ein, ich bewerte sie nicht sofort.
Ich sage nicht sofort 'ich anerkenne das oder nicht', dann kann man besser ins Gespräch kommen oder einen Weg gehen, weil die meisten letztlich auch nach verlässlichen Beziehungen und vielleicht sogar nach einer Ehe, sei es zunächst mal einer zivilen, dann aber auch einer kirchlichen, suchen.
Mir geht es darum, dass wir bei den genannten Werten positiv ansetzen, denn das sind ja Erfahrungen, die letztlich dann auch im Glauben vertieft werden können. Ich werde nie mit diesen Leuten diesen Weg gehen können, wenn ich das sofort abtue und verurteile.
domradio.de: Welche Folgen hätte das denn?
Bischof Bode: Es würde noch schwieriger werden, ins Gespräch zu kommen. Die Umfragen haben ja gezeigt, wie wenig junge Leute gerade in dieser Hinsicht von Kirche noch erwarten. Und diese Kluft würde immer größer. Ich denke aber, dass wir ansonsten pastoral uns natürlich weiter bemühen müssen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Das wird auch eine Synode letztlich nicht verhindern können, dass wir einen Weg miteinander gehen, mit jedem einzelnen vor Ort. Wir müssen sehr viele Einzelgespräche führen, das kann man heute nicht mehr einfach nur in Gruppen machen. Und deswegen braucht es natürlich auch Menschen, die sich darauf einlassen, mit jungen Leuten solche Wege zu gehen.
domradio.de: Das worüber wir jetzt sprechen, haben Sie auch ihren Amtsbrüdern in einem Redebeitrag gesagt. Hatten Sie den Eindruck, dass Sie da auf offene Ohren treffen?
Bischof Bode: Ja, ich habe den Eindruck... Es war ja etwas grundgelegt in unserem Arbeitspapier schon, dass es einen Weg geben soll, den wir mit jungen Menschen gehen.
Da stehen manche etwas unterschiedlich zu, aber grundsätzlich wird der Wegcharakter, dass man mit jungen Leute Wege geht zur Ehe hin, und man sie in der Ehe begleitet auch in Situationen, wo vielleicht etwas zerbricht, wird eigentlich weithin akzeptiert.
Das wurde auch positiv aufgenommen, dass das klar ausgesprochen ist. Es gibt andere, die das völlig anders sehen, aber ich habe doch eine Reihe derer getroffen, die sich bedankt haben.
domradio.de: Glauben Sie, dass die Familiensynode am Ende auch zu konkreten Beschlüssen findet, das heißt, vielleicht auch offiziell legitimiert, was ja jetzt in der katholischen Lebenswelt auch schon oft praktiziert wird?
Bischof Bode: Am Ende stehen ja nicht sofort Beschlüsse. Wir geben einen Text gemeinsam ab, indem das drin stehen könnte. Aber das ist dadurch noch keine Legitimierung. Wir fassen auch keine Beschlüsse, sondern der Papst muss ja mit dieser Vorlage, den Texten, etwas machen.
Ich glaube, man muss da wieder etwas unterscheiden: Wege zu gehen oder es gleich Legitimierung zu nennen. Aber in der Richtung hoffe ich sehr, dass Türen offen gehalten werden.
Das Interview führte Sylvia Ochlast.