So heißt es im Abschlussdokument der Synode, das am Samstag verabschiedet wurde. Man müsse sorgfältig prüfen, welche bisherigen Ausschlüsse im Bereich Liturgie, Seelsorge, Erziehung und kirchliche Verwaltung zu überwinden seien.
Zugleich wandte sich die Synode zum Ende ihrer dreiwöchigen Beratungen gegen jede Diskriminierung Homosexueller, aber auch gegen Gesetzesvorstöße, homosexuelle Verbindungen mit der Ehe von Mann und Frau gleichzustellen. Unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung verdiene jede Person Würde und Respekt, so die katholischen Bischöfe. Insbesondere Familien mit homosexuellen Mitgliedern dürften besondere Aufmerksamkeit erwarten.
Ortskirchen nicht bei der Frage homosexueller Lebensgemeinschaften unter Druck setzen
Die Synode betont aber, es gebe "kein Fundament dafür, zwischen homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes für Ehe und Familie Ähnlichkeiten oder Analogien herzustellen". In jedem Fall sei es "nicht hinnehmbar", Ortskirchen in dieser Frage unter Druck zu setzen.
Die Bischöfe fordern, sorgfältig unterschiedlichen Situationen beim Scheitern einer Ehe Rechnung zu tragen. Es sei ein Unterschied, ob jemand trotz ehrlichen Bemühens, die erste Ehe zu retten, zu Unrecht verlassen wurde, oder ob jemand durch schwere Schuld eine kirchenrechtlich gültige Ehe zerstört hat.
Der insgesamt 94 Abschnitte umfassende Text wurde am Ende der Synodenberatungen am Samstagabend Papst Franziskus übergeben. Die Teilnehmer verbanden dies mit der Bitte, daraus ein Dokument über die Familie zu erstellen. Die dreiwöchige Synode geht am Vormittag mit einer Messe im Petersdom zu Ende.
Papst Franziskus: Dezentrale Lösungen im Umgang mit Ehe und Familie
Papst Franziskus forderte zum Abschluss der Synode dezentrale Lösungen im Umgang mit Ehe und Familie. "Jedes allgemeine Prinzip muss in die jeweilige Kultur übertragen werden, wenn es eingehalten und angewendet werden soll", sagte der Papst vor den Teilnehmern. Die Versammlung habe gezeigt, dass etwas, das dem Bischof eines Kontinents normal erscheine, für den Bischof eines anderen Kontinents als "Skandal" gelten könne.
Franziskus betonte, dass die kirchliche Lehre nicht geändert werden solle. Eine "Inkulturation" des Glaubens schwäche nicht dessen Werte, sondern zeige ihre Stärke und mache sie authentisch. Die Kirche müsse stets eine menschliche und barmherzige Haltung zeigen, so das Kirchenoberhaupt. Die rund 270 Teilnehmer der Versammlung quittierten die Rede laut einem Vatikansprecher mit stehenden Ovationen.
Die Synode, so der Papst weiter, habe gezeigt, "dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern den Geist; nicht die Idee, sondern den Menschen; nicht die Formeln, sondern die unentgeltliche Liebe Gottes und seiner Vergebung". Oft verstecke sich eine Verschlossenheit der Herzen hinter der Lehre der Kirche. Wichtigste Aufgabe der Kirche sei aber nicht zu verurteilen, sondern Gottes Barmherzigkeit zu verkünden, zu Umkehr aufzurufen und die Menschen zum Heil zu führen.
Die Teilnehmer der Synode ermunterten die Kirche ferner dazu, sich verstärkt um Paare zu kümmern, die nicht kirchlich, sondern nur nach bürgerlichem Recht verheiratet sind oder ohne Trauschein zusammenleben. Die Entscheidung solcher Paare sei oft gar nicht Ergebnis von Vorurteilen oder einer Ablehnung des Ehesakraments, sondern von kulturellen Faktoren oder Zufälligkeiten, heißt es im Schlussdokument. Häufig münde eine solche Verbindung in einer dauerhaften Beziehung, die offen für neues Leben sei, oder sogar in einen Weg zur sakramentalen Ehe.