Kardinal Woelki zu Gast im Kölner Treff

"Jeder Jeck ist anders"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki war am Freitag zu Gast in der WDR-Talkshow "Kölner Treff". Dort sprach er über Hausarbeit, seine Zeit bei der Bundeswehr und die Haltung der katholischen Kirche zu Homosexualität.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki / © Elisabeth Rahe (KNA)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki / © Elisabeth Rahe ( KNA )

"Berlin ist eine wirkliche Weltstadt, Köln dagegen eine Herzensstadt", so beschrieb Kardinal Woelki sein Verhältnis zu seiner jetzigen Wirkungsstätte und Geburtsstadt Köln und zu Berlin, wo er bis 2014 Erzbischof war. Er sei zwar in Köln geboren, wisse aber nicht, ob auch als richtiger Kölner gelten könne, sagte Woelki in der WDR-Talksendung "Kölner Treff" mit Bettina Boettinger. Schließlich seien seine Eltern Heimatvertriebe aus Ostpreussen gewesen. Er sei eigentlich auch Flüchtlingskind. Er sei deshalb zwar "ene kölsche Jung, aber "richtig kölsche Gene" habe er nicht. "Ob die Kölner mich als Kölschen durchgehen lassen, weiß ich nicht", sagte Woelki schmunzeln.

Nichtsdestotrotz ist Woelki glühender Fan des 1. FC Köln. Er sei aufgewachsen mit dem Verein und schon immer Fan gewesen. Man habe sich durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Das manchmal kumpelhafte Verhalten in der Domstadt falle ihm teilweise schwer, gab der Kardinal zu. Wenn er beispielsweise beim einkaufen gedutzt werde - was nicht selten vorkomme - sei ihm das zu distanzlos. "Ich schätze den Respekt vor dem Anderen. Das schließt Herzlichkeit aber nicht aus", betonte er.

Zeit bei der Bundeswehr: "Was soll das alles?"

Relativ früh in seinem Leben sei der Gedanke gewachsen, Priester zu werden, sagte Woelki im Gespräch mit Bettina Boettinger. Vorbild sei für ihn der Kaplan seiner Jugend und Kindheit gewesen. Gegen seine Eltern habe er dann für sich ein humanistisches Gymnasium durchgesetzt, statt einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Schule. 

"Richtig gereift ist meine Entscheidung für das Priesteramt aber bei der Bundeswehr", erzählte Woelki. In seiner Einheit in Munster habe es viel Druck und Stress gegeben. Eine Reihe von Kameraden hätten versucht, sich das Leben zu nehmen. "Abends spielte Alkohol eine große Rolle", so Woelki. Stühle seien an den Wänden zerschlagen worden. "Ich habe mich gefragt: Was soll das alles und was ist der Sinn?", sagte Woelki. 

Natürlich mache ein solch hohes Amt wie das des Erzbischofs auch einsam, aber davor sei er vorher gewarnt worden, führte Woelki aus. Auf die Nachfrage Boettingers, ob er tatsächlich seinen Haushalt selbst mache und auch eigenhändig spüle, antwortete Woelki: "Ich habe eine Spülmaschine. Spülmaschine, Waschmaschine, Kaffeemaschine. Kaffeemachen ist einfach. Nur Wasser, Bohnen, Knopf."

"Achtung vor jedem Menschen"

Woelki äußerte sich auch zum Verhältnis der katholischen Kirche zu Homosexualität. Befragt nach dem Ex-Mitarbeiter der römischen Glaubenskongregation Krzysztof Charamsa, der nach seinem Outing in diesem Monat bis auf weiteres nicht mehr als Priester arbeiten darf, erklärte Woelki: "Er ist nicht deshalb seine Ämter los, weil er sich als homosexuell geoutet hat, sondern weil er in einer Partnerschaft lebt." Das sei ein Bruch des Zölibatsversprechens.

In Köln sei Homosexualität Gang und Gäbe, werde einfach angenommen und toleriert, so Woelki. Hier sage man "jeder Jeck ist anders". Die katholische Kirche habe immer klar gesagt, dass sie die Ehe zwischen Mann und Frau präferiere, erklärte Woelki. Papst Franziskus habe aber genauso vor einiger Zeit erklärt: "Wie komme ich dazu, homosexuelle Menschen zu diskriminieren oder zu verletzen". Insofern habe auch er selbst Achtung vor jedem Menschen und reduziere keinen Menschen auf seine sexuellen Orientierungen und Neigungen, betonte Woelki.


Quelle:
DR