Deutsche Nationalelf will für Völkerverständigung spielen

Für Demokratie - und am Rande gegen Holland

Deutschland gegen die Niederlande ist vielleicht nie ein ganz normales Fußballspiel. Doch vor der Partie an diesem Dienstag ist die Stimmung anders. Das deutsche Team zeigt sich betroffen und nachdenklich - und politisch wie selten.

Autor/in:
Paula Konersmann
"Wir sind vereint" - Banner im Hannoveraner Stadion / © Philipp von Ditfurth (dpa)
"Wir sind vereint" - Banner im Hannoveraner Stadion / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

Lukas Podolski twitterte noch aus der Kabine. In der Nacht zum Samstag schrieb er "Pray for Paris" (Betet für Paris) in dem Kurznachrichtendienst und fügte ein Symbol betender Hände sowie ein Peace-Zeichen mit dem Eiffelturm hinzu. Es sollte nicht die letzte Solidaritätsbekundung eines deutschen Fußball-Nationalspielers bleiben. Im Stade de France, vor dem sich zwei Attentäter in die Luft sprengten, erlebte die Mannschaft den Terror gewissermaßen hautnah mit.

Die Spieler, die die Nacht im Stadion verbrachten, seien ängstlich gewesen, hieß es im Anschluss von Teammanager Oliver Bierhoff. Bereits am Mittag hatte es eine Bombendrohung gegen das Teamhotel gegeben. Am Sonntag entschied der Deutsche Fußballbund, das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande am Dienstagabend wie geplant stattfinden zu lassen. Bierhoff sprach von einem "Zeichen der Gemeinschaft" mit "dem französischen Volk, mit den Angehörigen der Opfer".

Wichtigeres als Fußball

Die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Spiel sind hoch. Und doch sei bereits das Training "ein kleiner Schritt zurück in die Normalität" gewesen, twitterte Thomas Müller am Montagabend. Das Spiel solle ein Symbol "für Freiheit, für Demokratie" sein, erklärte Bundestrainer Joachim Löw im ZDF. Der sportliche Wert könne nicht die erste Rolle spielen. "Es gibt Wichtigeres als Fußball", sagte Löw im Hinblick auf die Anschläge am Freitag.

Bereits am Wochenende hatten viele Spieler ihre Betroffenheit in den Sozialen Medien bekundet. Manche positionierten sich dabei politisch wie selten. Bastian Schweinsteiger schrieb auf Facebook, er wolle auch aller Opfer in Beirut gedenken, die am Donnerstag bei einem Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat umgekommen waren. Zuvor hatten viele Nutzer der Sozialen Netzwerke mangelnde Aufmerksamkeit für den Anschlag in der libanesischen Hauptstadt kritisiert.

Mit den Mitteln des Sports

Auch das Spiel gegen die Niederlande bewegt mehr als die meisten Freundschaftsspiele - und das nicht wegen der traditionellen Rivalität zwischen den Nachbarländern. Der verletzte Benedikt Höwedes kündigte an, zum Spiel zu reisen, um die Mannschaft zu unterstützen. Man müsse "zusammenstehen und dem Terror trotzen". Thomas Müller sprach auf Facebook von einem "Zeichen für Völkerverständigung, Toleranz und Demokratie", das "wir Fußballer mit den Mitteln des Sportes" setzen wollten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Kabinettsmitglieder wollen das Länderspiel besuchen. Ein ähnliches Zeichen ist auch außerhalb des Stadions geplant: Stadt, Kirchen, Religionsgemeinschaften und ein Bürgerverein wollen vor dem Spiel eine Lichterkette bilden.


Quelle:
KNA