Zwar sei das Viertel eine typische Vorstadt mit einem hohen Ausländeranteil und vielen sozialen Problemen; jedoch dürfe man es sich mit solchen Erklärungsmustern nun auch nicht zu leicht machen, so der Weihbischof. Das große Problem in Molenbeek sei, dass dort "ganz reiche Gemeinschaften neben ganz armen Gemeinschaften" lebten. Das sei keinerlei Entschuldigung für die schrecklichen Attentate in Paris, so der Weihbischof. Ein möglicher Grund für die Radikalisierung sei, dass sich die junge Generation nicht in die Gemeinschaft integriert fühle. "Die einen geraten in die Fänge der organisierten Kriminalität, andere wiederum in die Falle der Islamisten und Dschihadisten", so Lemmens.
In den insgesamt 19 Stadtgemeinden Brüssels haben nach seinen Angaben rund 30 Prozent der Bewohner keinen belgischen Pass; der Großteil der Bürger seien Muslime aus dem Maghreb. Es seien "viele radikale islamistische Gruppen entstanden, die aber nicht in den Brüsseler Moscheen aktiv sind", so der Weihbischof. "Im Gegenteil - die Moscheen bekämpfen diese radikalen Islamisten."
In den "armen Quartieren" gebe es auch Christen. Sie sähen sich häufig als "Brückenbauer" und Friedensstifter. Auch er selbst organisiere regelmäßig Gespräche mit Muslimen und Reisen in islamische Länder, um den Katholiken in Brüssel die Kultur und Traditionen der Muslime näherzubringen. Der 61-jährige Lemmens ist seit 2011 Weihbischof in Mecheln-Brüssel.