Papst Franziskus bricht zu seiner ersten Afrikareise auf

Zwischen Glaubenskrieg und Korruption

Mit Besuchen in einem Slum und einer Moschee hat er die heiklen Themen bereits gewählt. Während die Sicherheitskräfte bangen, erhofft sich die Bevölkerung Kenias, Ugandas und Zentralafrikas von Papst Franziskus Appelle an die Politik.

Autor/in:
Marc Engelhardt
Afrika bereitet sich auf den Papstbesuch vor / © Dai Kurokawa (dpa)
Afrika bereitet sich auf den Papstbesuch vor / © Dai Kurokawa ( dpa )

Ungleichheit und Armut: Das sind die Themen, von denen sich viele Kenianer klare Worte von Papst Franziskus erhoffen. Zur Versöhnung zwischen den Volksgruppen soll er beitragen und die grassierende Korruption ansprechen. An diesem Mittwoch wird der Pontifex zum Auftakt seiner ersten Afrikareise in der Hauptstadt Nairobi erwartet. Von dort reist er weiter nach Uganda und in die Zentralafrikanische Republik.

Ein Millionenpublikum ist dem auch in Afrika beliebten Papst sicher: Alleine bei seiner Messe auf dem Universitätsgelände von Nairobi am Donnerstag werden knapp eineinhalb Millionen Gläubige erwartet. Die Regierung hat einen Feiertag ausgerufen.

Besuch im Kangemi-Slum

Besonders groß ist die Aufregung in Kangemi, einem Slum mit gut 200.000 Bewohnern im Westen der Stadt, den Franziskus am Samstag besuchen wird. Seit Wochen wird das Armenviertel dafür auf Vordermann gebracht. "Wir machen seit Jahren Vorschläge zur Verbesserung der Lage hier, aber erst der Papstbesuch hat es möglich gemacht", freut sich der lokale Abgeordnete Peter Isuha. Neue Straßenlaternen, ausgebesserte Straßen und mehr Sicherheit in Kangemi gehören schon jetzt zu den konkreten Erfolgen des Papstbesuchs. Andere Slums können davon weiter nur träumen.

Das liegt auch daran, dass Korruption im Großen wie im Kleinen blüht. Zwar hat Präsident Uhuru Kenyatta erneut einen unnachgiebigen Kampf dagegen angekündigt. Doch das hat Kenyatta, selbst einer der reichsten Männer des Landes, schon oft getan. Kritiker wie der Bürgerrechtler John Githongo warnen, dass Kenia von seiner herrschenden Klasse noch nie so schamlos ausgebeutet wurde wie heute.

Viele hoffen auf Kritik an Korruption

Nicht wenige Kenianer hoffen, dass Franziskus das Thema ansprechen wird, wenn er Kenyatta, einen gläubigen Katholiken, am Mittwochabend trifft.

Fest steht, dass der Papst bei der großen Messe am Donnerstag die nationale Aussöhnung in dem ostafrikanischen Land zum Thema machen wird. Das hat er bereits angekündigt. Die blutigen Unruhen, die den Wahlen Ende 2007 folgten, sind in Kenia unvergessen. Mehr als 1.500 Menschen wurden getötet, als Politiker ethnische Milizen aufeinander hetzten. Zudem ist das Verhältnis zu den Muslimen im Land nach Anschlägen der somalischen Terrormiliz Al-Shabaab angespannt. Einer interreligiösen Begegnung des Papstes auch mit muslimischen Führern wird deshalb große Bedeutung beigemessen.

Für die Sicherheitskräfte in Kenia und Uganda ist der Papstbesuch vor allem ein Alptraum. 10.000 zusätzliche Polizisten sind alleine in Nairobi auf den Straßen. Erst im April wurden 148 Menschen bei einem Anschlag von Al-Shabaab auf die Universität von Garissa im Norden des Landes getötet. Die Attentäter hatten gezielt Christen erschossen.

Ugandas Polizei verspricht besondere Wachsamkeit

Und auch in Uganda gibt es immer wieder Anschlagsdrohungen der Terrorgruppe, wie Polizeisprecher Fred Enanga sagte. "Wir müssen daher besonders wachsam sein." Uganda und Kenia haben Truppen in Somalia stationiert, die gegen die Miliz kämpfen.

Am Samstag wird Franziskus mit geschätzten 100.000 Menschen eine Messe in Namugongo feiern, einem Ort, an dem Ugandas Katholiken jährlich 32 Märtyrern gedenken. Die jungen Männer, Katholiken und Anglikaner, waren 1886 auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden, weil sie ihrer Religion nicht abschwören wollten. 22 von ihnen wurden von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Es ist ein symbolträchtiger Ort, der die Katholiken in einem Land zusammenschweißt, in dem evangelikale Sekten der katholischen Kirche besonders erfolgreich Konkurrenz machen.

Jeder sechste Afrikaner gilt als Katholik

Doch trotz des anhaltenden Erfolgs von Pfingstkirchen und charismatischen Bewegungen gilt immer noch jeder sechste Afrikaner als Katholik. Afrika hat damit eine besondere Bedeutung für jeden Papst - und für Franziskus, der sich dem Kampf gegen Armut verschrieben hat, ganz besonders. Die Zentralafrikanische Republik, dritte Station der Papstreise, ist eines der ärmsten Länder der Welt.

Und sie ist gezeichnet von einem Konflikt, in dem der muslimischen Minderheit zugerechnete Milizen denen der christlichen Mehrheit gegenüber standen und stehen.

Beiden Seiten werden brutalste Gräueltaten vorgeworfen. Anderthalb Jahre nach Vereinbarung eines brüchigen Waffenstillstands ist das Misstrauen zwischen Muslimen und Christen im Land immer noch groß.

Auch deshalb ist Franziskus geplanter Besuch einer Moschee am Montag von besonders großer Bedeutung. Ob dieser allerdings tatsächlich stattfinden kann, gilt noch als unklar. Im Vatikan heißt es, man werde die zuletzt wieder unsichere Lage genau beobachten. Und französische Truppen, die in der Hauptstadt Bangui für Sicherheit sorgen, warnen, den Papst nicht ausreichend schützen zu können.


Quelle:
epd