Der Papst habe mit der Afrikareise seine Politik der Dezentralisierung der Kirche fortgesetzt, erklärte Schonecke am Montag im domradio.de-Interview. Er arbeitet seit 2001 als Leiter des Netzwerks Afrika Deutschland, ein Zusammenschluss von 45 katholischen missionarischen Gemeinschaften. Sie wollen zu einem ausgewogeneren Afrikabild in der Öffentlichkeit beitragen.
Spirituelle Dezentralisierung
Bestes Beispiel sei für die dezentrale Politik des Papstes die Öffnung der ersten "Heiligen Pforte" des "Heiligen Jahres der Barmherzigkeit" in Bangui und nicht wie traditionell in Rom. Dadurch werde aus jener "kleinen unbedeutenden Stadt, wo man nur über Mord und interreligiösen Konflikt (…) eine spirituelle Hauptstadt der Welt für diesen Augenblick", sagte Pater Schonecke. Das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" soll die Menschen zu Umkehr und Hinwendung zu Gott aufrufen und den Blick auf Bedürftige und Notleidende richten. Deutlich machen soll es zudem, dass Barmherzigkeit ein zentraler Glaubensinhalt der Kirche und des kirchlichen Lebens ist. Es wird offiziell erst am 8. Dezember zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom eingeläutet.
Mit seiner Entscheidung, das Heilige Jahr in der Hauptstadt Bagui zu eröffnen, habe der Papst die ganze afrikanische Kirche aufgewertet, betont Pater Schonecke. Zentralafrika sei die wichtigste Station auf der Reise gewesen, die den Papst zuvor nach Kenia und Uganda geführt hatte.
Hoffnungsbringender Franziskus
"Die Zentralafrikanische Republik ist eines der Länder, das fürchterlich in den letzten Jahren gelitten hat", erinnerte Schonecke. Es leide an einer Perspektivlosigkeit. Keiner wisse, wie es weitergehen soll ohne eine funktionierende Regierung. "Das Land ist im Chaos, es sind riesige Flüchtlingsmengen und eine Verbitterung auf allen Seiten wegen des Blutvergießens, was von allen angerichtet worden ist." Papst Franziskus wolle in dieser Situation Hoffnung bringen. Er wolle "Wege zeigen, wie wir da rauskommen können und das ist ein spiritueller Weg", glaubt Pater Schonecke.
Papst Franziskus beendete am Montag seine erste sechstägige Afrika-Reise in der Zentralafrikanischen Republik mit einem Gottesdienst vor Zehntausenden Gläubigen. Bei einer Panik während der Messe waren rund 50 Menschen verletzt worden. Zuvor hatte er unter schweren Sicherheitsvorkehrungen eine Moschee in der Hauptstadt Bangui besucht und eine Abkehr von Hass und Gewalt gefordert. Die Zentralafrikanische Republik wird seit 2013 von einem Konflikt erschüttert, bei dem sich muslimische Rebellen und christliche Milizen gegenüberstehen.
In Bangui rief der Papst die Menschen dazu auf, mutig an einer Erneuerung des Landes zu arbeiten. Angesichts der religiös motivierten Gewalt in dem Bürgerkriegsland warb Franziskus dafür, "in Dialog zu treten mit denen, die nicht sind wie wir, denen zu vergeben, die uns Böses angetan haben, uns beim Aufbau einer gerechteren und geschwisterlicheren Gesellschaft zu engagieren, wo niemand verlassen wird".
Papst wirbt für Erneuerung des Landes
Im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen, die von einem internationalen Sicherheitsaufgebot begleitet werden, äußerte Franziskus die Hoffnung, dass die künftige Regierung nicht einzelne Gruppen, sondern die Einheit des Landes repräsentieren werde.
Zentralafrika müsse ein "einladendes Haus für alle seine Söhne und Töchter, ohne Unterscheidung von Ethnie, politischer Zugehörigkeit oder religiösem Bekenntnis" sein. Etwa die Hälfte der fünf Millionen Einwohner Zentralafrikas sind Christen - davon wiederum die Hälfte Katholiken - zehn Prozent sind Muslime.