Am 7. Dezember 1965 hatten der damalige orthodoxe Patriarch Athenagoras I. und Papst Paul VI. die bei der Kirchentrennung von 1054 ausgesprochene gegenseitige Verdammung für unwirksam erklärt. Der Schritt gilt als ökumenischer Meilenstein.
Kardinal Marx und EKD-Vorsitzender Bedford-Strohm unter den Gästen
Als Symbol für die Versöhnung aller Christen hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die katholisch-orthodoxe Verständigung vor 50 Jahren gewürdigt. Der damalige Papst Paul VI. und der orthodoxe Patriarch Athenagoras I. seien "Wegbereiter der Ökumene im 20. Jahrhundert", sagte der bayerische Landesbischof am Sonntagabend in München. Sie seien von der Bitte Jesu im Johannesevangelium durchdrungen gewesen, dass die Christen "ut unum sint" (eins seien).
Bedford-Strohm sprach bei einer katholisch-orthodoxen Feier in der Münchner Allerheiligenkirche von einem "wahrhaft adventlichen Schritt". Die Einheit der Christen sei aber ein "langwieriges Geschäft", für das es geduldige Arbeit und eingehende Gespräche brauche. Das Ereignis von 1965 bezeichnete der EKD-Ratschef als eines der Zeichen, "die über den Tag hinaus berührend und tragend sind". Seit 1965 sei viel geschehen und möglich geworden. Alle Christen sollten sich von Jesus in die Einheit rufen lassen, betonte der Landesbischof.
Zuvor hatte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die damalige Aussöhnung als "Akt der Weisheit" bezeichnet. Er rief zugleich zu weiteren Schritten in der Ökumene auf. Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, sagte bei einem Vespergottesdienst, die Versöhnung sei "Anlass zu Dankbarkeit".
Keine unüberwindbaren Streitfragen mehr
Papst Franziskus hatte vor wenigen Tagen erklärt, zwischen Katholiken und Orthodoxen gebe es keine unüberwindbaren Streitfragen mehr. Der Weg zur vollen eucharistischen Einheit könne durch Gebet, Dialog und mit reinem Herzen gelingen, heißt es in einer Grußbotschaft an den orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. anlässlich des Andreasfestes am 30. November. Mit der Rücknahme des wechselseitigen Banns von 1965 hätten die Kirchen nach den Worten Jesu gehandelt, der die Einheit seiner Kirche wolle, so Franziskus. Seitdem sei die Ökumene weit vorangekommen.
Athenagoras I. und Paul VI. hatten 1965 in einem gemeinsamen Papier festgehalten, dass sie die 900 Jahre zuvor verkündeten Exkommunikationen, "deren Erinnerung einer Annäherung in der Liebe bis heute hindernd im Wege steht, bedauern, aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche tilgen und dem Vergessen anheimfallen lassen".
Die katholische und die orthodoxe Kirche hatten am 7. Dezember 1965 ihre gegenseitige Exkommunikation aus dem Jahr 1054 aufgehoben. Die gemeinsame Erklärung durch Paul VI. und Athenagoras I. gilt als ökumenischer Meilenstein. Sie erfolgte einen Tag vor Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), bei dem wegweisende Reformen beschlossen wurden. Die katholische Kirche öffnete sich bei dem Konzil zur Moderne und für den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen.