Mehr als eine halbe Million Menschen in Zentralamerika seien laut der Vereinten Nationen Binnenvertriebene in ihrem eigenen Land, weil sie durch kriminelle Jugendbanden bedroht würden, teilte Misereor am Dienstag in Aachen mit. Zum Tag der Menschenrechte am Donnerstag bezeichnete die Organisation diesen Zustand als "unhaltbar". Die Folgen der Jugendgewalt gingen viel weiter als bisher bekannt.
"Gewalt, Erpressung, Mord und Vergewaltigung zwingen Hunderttausende in Mittelamerika zur Flucht. Massive Menschenrechtsverletzungen führen zu einer Vertreibung wie sie seit Ende der Bürgerkriege nicht mehr dagewesen ist", betonte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.
Kriminelle Banden haben in vielen Vierteln, Städten und Gemeinden die Kontrolle übernommen und operieren in völliger Straffreiheit, wie Spiegel erklärte. "Die Staaten kommen ihren Schutzpflichten nicht nach." Die Partnerorganisationen von Misereor in Honduras und El Salvador erlebten täglich massiv die Bedrohung der Zivilbevölkerung.
Ihre Angestellten berichteten von Morden an Familienangehörigen und Ehrenamtlichen, von Entführungen und gewalttätigen Übergriffen während der Arbeit in den Gemeinden.
Bislang reagierten die betroffenen Staaten mit Gegengewalt, ohne die Situation in den völlig überbelegten Gefängnissen zu verbessern.
Sie müssten zudem ihr Justizwesen stärken, um die potenziellen Straftäter besser und konsequenter zu verfolgen und abzuurteilen, hieß es.