domradio.de: Wie feiern denn die Berber Weihnachten?
Harald Augustin (Beiratsvorsitzender der Kölner Tafeln): Wir haben nicht nur Berber. Wir haben auch nicht nur Menschen, die obdachlos sind. Sondern wir unterstützen das ganze Jahr mit über 80 Tonnen Lebensmittel im Monat, diejenigen, die unter der Armutsgrenze leben.
domradio.de: Für alle die sammeln Sie Päckchen, was sollte da rein?
Augustin: Wir sammeln Päckchen. Da hinein sollten natürlich Lebensmittel mit langer Haltbarkeit – also Nudeln, Kekse, Weihnachtsplätzchen, Kaffee, Tee, lange haltbare Wurst…
domradio.de: …also lieber keine Bananen?
Augustin: Nein. Bitte kein Frischobst. Wenn, dann nur Obst in Konserven, so wie andere Konserven eben auch.
domradio.de: Von wem werden die Päckchen gepackt?
Augustin: Von allen Bürgern. Wir bitten jetzt schon zum neunten Mal unsere Kölner Mitbürger, ein Weihnachtspaket - beziehungsweise ein Lebensmittelpaket - ein bisschen schön, vielleicht mit einer Kerze oder einem kleinen Tannenzweig, zu packen. Sie können Sie an unseren Abgabestellen, die im Internet bei uns zu finden sind, vorbei bringen. Wir verteilen sie dann an die Bedürftigen, die sich bei uns gemeldet haben.
domradio.de: Wie läuft dann die Verteilung ab?
Augustin: Wir sammeln noch bis Samstag die Lebensmittelpakete ein. Unsere ehrenamtlichen Helfer holen diese dann zu uns und bringen die zu über 150 Ausgabestellen. So können die Bedürftigen sich die Pakete in der nächsten Woche mit ihrer normalen Lebensmittelration abholen. So haben sie Weihnachten dieses Paket schon zu Hause.
domradio.de: Sie machen das ja nicht zum ersten Mal. Wie waren bislang die Reaktionen der – wie Sie sagen – Kunden?
Augustin: Alle Menschen, die bei uns registriert sind, und sowie so die Lebensmittel bekommen, freuen sich immer riesig über das Paket. Das ist etwas Zusätzliches. Mittlerweile wissen unsere Kunden, dass meistens auch etwas Besonderes drin ist, oft auch Weihnachtsplätzchen, vielleicht auch mal eine Flasche Wein. Darüber freuen sie sich noch mehr.
domradio.de: Nun hatten die Menschen schon eine Woche Gelegenheit an verschiedenen Abgabestellen in Köln solche Päckchen zu spenden. Haben Sie einen Überblick, wie viele Pakete da zusammen gekommen sind?
Augustin: Nicht ganz, weil die Aktion ja noch weiter läuft. Aber wir haben momentan das Gefühl, dass es dieses Jahr wahrscheinlich weniger werden wird als im Vorjahr. Letztes Jahr haben wir 3100 Paket bekommen, dieses Jahr wird es wahrscheinlich weniger werden. Vermutlich wird dieses Weihnachten auch an die Flüchtlinge gespendet, was auch sein muss, das finden wir auch wichtig. Wenn man zum Beispiel einmal 20 Euro für Bedürftige ausgeben will, kann man das nur einmal machen. Und da entscheiden sich viele: entweder an die Flüchtlinge oder an uns. Umso mehr die Bitte an unsere Mitbürger, auch an unsere direkten Nachbarn zu denken. Sie brauchen uns auch.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.