Das erste deutsche Engel-Museum hat eröffnet

Wie im Himmel

Erstes Deutsches Engel-Museum: So heißt das Museum in Engelskirchen, dass sich ausschließlich den "fliegenden Schutzwesen" widmet. Rund 2.000 Engel erwarten den Besucher. Der Übergang zwischen Kunst, Kitsch und Kuriosem ist fließend.

Ein "fliegendes Schutzwesen" aus Thailand / © Melanie Pies (KNA)
Ein "fliegendes Schutzwesen" aus Thailand / © Melanie Pies ( KNA )

Vitrinen, Regale, Ausstellungstische - aus jeder Ecke schaut ein Engel. In Engelskirchen brechen himmlische Zeiten an. Denn im Bergischen Land hat pünktlich zur Weihnachtszeit ein Museum eröffnet, das dem Namen der Kleinstadt alle Ehre macht: das Erste Deutsche Engel-Museum.

Die Schau setzt auf Vielfalt. Skulpturen, Bücher und mit Engelsmotiven bemalte Alltagsgegenstände gehören zur Sammlung. Besonders stolz ist Kuratorin Martina Kupper auf einen kleinen Bronze-Engel, der um 1.000 vor Christus in Mesopotamien entstand. "Aber auch eine Holzfigur des Erzengels Michael mit Waage aus dem 17. oder 18. Jahrhundert gehört zu meinen Lieblingen", erzählt Kupper. Wie alle der knapp 70 Mitglieder des Engelskirchener Engelvereins arbeitet sie ehrenamtlich für das Museum.

Private Schenkung sorgte für Museumsidee

Begonnen hat alles mit einer Schenkung des Engel-Sammlers Johann Fischer, berichtet der Sprecher des Engelskirchener Engel-Vereins, Lukas Schlichtebrede. Mehr als 30.000 Engel habe er in drei Jahrzehnten gesammelt. "Die Engelskirchner sind richtig engelverrückt", wird der inzwischen verstorbene Fischer zitiert. Sie sind eigentlich weihnachtsverrückt: Denn im Christkind-Postamt um die Ecke landen jährlich Tausende Kinderbriefe und Wunschzettel aus aller Welt.

Vor fünf Jahren wurde die Engel-Sammlung an den Verein übergeben. "Mit dem Museum wollen wir sie nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen", erklärt Schlichtebrede. Die Sammlung hat es in sich - und ist im Guinness Buch der Rekorde als weltweit größte ihrer Art verzeichnet.

Auch religiöse Exponate sind dabei

Auf rund 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche widmet sich nun alles den geflügelten Wesen. Und nicht nur das: Auch vom an die Decke gemalten Himmel hängen Engelsfiguren herab. Der Übergang zwischen Kunst, Kitsch und Kuriosem in der Ausstellung ist fließend. Ob Glanzbildchen mit Schutzengelmotiv oder milde lächelnder Oma-Engel - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Auch religiöse Exponate gehören zur Ausstellung, darunter Sargbeschläge und historische Geschenkkarten zur Erstkommunion. Denn im Christentum haben Engel als göttliche Boten seit jeher eine hohe Bedeutung und sind einer strengen Hierarchie untergeordnet. Aber auch im Judentum und im Islam sind die himmlischen Wesen keine Unbekannten.

Auch Engel aus Thailand und Südamerika

Immer wieder kommen neue Exponate hinzu, erklärt Kupper. So brachte kürzlich ein Antiquitätenhändler aus der Region einen großen vergoldeten Barockengel - eine Leihgabe, bevor der Händler das Stück im kommenden Jahr in London zur Auktion geben will. Mit den himmlischen Boten haben sich auch Gläubige und Kreative in anderen Weltregionen auseinandergesetzt. So finden sich in dem Museum ein fliegendes Engelwesen aus Thailand, ein bunt bemalter Holzengel aus Südamerika oder eine Engelfigur im Wikinger-Look aus Skandinavien.

Doch Vielfalt und Exotik hin oder her: Ein Highlight für viele Besucher sind die Weihnachtsengel. Zwischen Rauschgoldengeln und himmlischen Chören steht auch Regina Frashek. "Ach wie süß", stößt die Rentnerin regelmäßig hervor, während sie die Ausstellungsstücke begutachtet. "Ich komme mir vor wie im Himmel." Museums-Leiterin Kupper ist sich sicher, mit dem Engel-Museum irgendwie einen Nerv getroffen zu haben: "In Zeiten, in denen sich die Menschen immer mehr von Religion abwenden, suchen sie einen neuen Anhaltspunkt. Und die Engel geraten wieder in den Blick."


Quelle:
KNA