Prozession zum Fest des Schwarzen Nazareners in Manila

Barfuß und betend

Mehr als eine Million Gläubige sind am Samstag in der philippinischen Metropole Manila zum alljährlichen Fest des schwarzen Nazareners gekommen. Im Gedränge kamen zwei Menschen zu Tode. Viele verletzten sich.

Gläubige bei Prozession von Christusstatue in Manila  (dpa)
Gläubige bei Prozession von Christusstatue in Manila / ( dpa )

Sie sind barfuß in der Hauptstadt Manila unterwegs, um einer kleinen schwarzen Jesus-Statue zu huldigen. Der schwarze Nazarener wird jedes Jahr am 9. Januar bei sengender Hitze durch die Straßen getragen. Der religiöse Eifer der überwiegend katholischen Philippiner ist beispiellos in Asien. Viele Menschen versuchen, die Statue zu küssen oder Lappen zu ergattern, die die Statue berührt haben. Sie glauben, dass die Tücher dann magische Kräfte haben und etwa Kranke heilen können.

Im Verlauf der Massenprozession waren am Samstag (Ortszeit) in der Hauptstadt Manila mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1.200 verletzt worden. Wie die Onlineausgabe des "Phil Star" und andere lokale Medien am Sonntag berichteten, war ein 27-jähriger Mann nach Krämpfen zusammengebrochen, ein 58-jähriger Teilnehmer hatte einen Herzanfall erlitten.

Statue aus Mexiko mitgebracht

Der "Schwarze Nazarener" wird jedes Jahr am 9. Januar durch die Straßen getragen. Die Philippinen sind das einzige mehrheitlich katholische Land Asiens. Mehr als 80 Prozent der Einwohner sind Katholiken, und die meisten sind tief gläubig. Spanische Missionare brachten die Statue im 17. Jahrhundert aus Mexiko mit. Sie ist wahrscheinlich schwarz, weil bei der Überfahrt ein Brand an Bord des Schiffes ausbrach.

Glaube äußerst wichtig auf den Philippinen

Nach Umfragen gehen 37 Prozent jeden Sonntag in die Kirche. Beim Papstbesuch Anfang vergangenen Jahres waren zur Abschlussmesse in Manila mehrere Millionen Menschen auf den Beinen. Die Kirche hat großen Einfluss auf die Politik. Es gilt etwa neben dem Vatikan als eines der wenigen Länder ohne Scheidungsrecht.

Neben dem normalen Kirchgang und Festen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten gibt es hunderte Prozessionen und Rituale. Ostern lassen sich in einigen Ortschaften Menschen an Kreuze nageln. Der heiligen Lucia huldigen jedes Jahr in Sasmuan tausende Frauen in der Hoffnung auf Babys mit rituellen Tänzen. Auf Cebu feiern Anhänger den Schutzpatron der Insel, San Vicente Ferrer, bei einem Fest mit übergroßen Phallus-Symbolen und Männern, die Geburten simulieren.

Wie steht die Kirche dazu?

Die Kirche kritisiert bizarre Rituale wie Kreuzigungen. Prozessionen wie die mit dem schwarzen Nazarener unterstützt sie. "Statuen zu küssen und zu berühren ist keine Götzenanbetung", sagt Monsignore Clemente Ignacia, früher Rektor der Basilika, in der der schwarze Nazarener aufbewahrt wird. "Es ist die Verbindung mit dem Göttlichen."

 

 

Quelle:
dpa