domradio.de: Bei mir weckt der Begriff sofort nicht allzu gute Erinnerungen an die Bundesjugendspiele - aber das ist wohl Quatsch. Was sind die Bundesgenerationenspiele?
Sebastian Krumbiegel: Ich finde es sehr lustig, dass der Begriff bei Ihnen so negative Assoziationen weckt, weil vorhin der Chef der Caritas dasselbe gesagt hat. Er hat fast traumatische Erinnerungen daran, dass er nie eine Urkunde bekommen hat. Das Schöne an den Bundesgenerationenspielen ist eben, dass es da nicht um schneller, höher, weiter geht, sondern dass es ausschließlich darum geht, aufeinander zuzugehen und spielerisch an die Sache heranzugehen. Es geht darum, miteinander zu reden. Was ich noch versucht habe, in diese Bundesgenerationenspiele einzubringen, dass man nicht nur über Jung und Alt redet, sondern dass man auch über Menschen aus verschiedenen Ländern redet. Natürlich ist gerade das, was an Silvester in Köln passiert ist, sehr schwierig zu thematisieren. Natürlich gibt es Probleme, es wird immer Probleme geben. Es gibt Probleme mit dem demografischen Wandel und es gibt auch Probleme in der Flüchtlingsdebatte, aber diese Probleme können wir nur klären und lösen, wenn wir offen darüber reden. Das versuchen wir gerade.
domradio.de: Sie machen mit als Wettpate - wie genau funktioniert das?
Krumbiegel: Ich wette sozusagen, dass wir es schaffen, tausend kleine Gruppen zu finden, die spielerisch diese vermeintlich unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Jung oder Alt überwinden, dass sie verschiedene Spiele spielen und dass sie dadurch einander näher kommen. Das haben wir ausgeweitet auch auf Leute aus verschiedenen Kulturkreisen. Es geht darum, spielerisch einander näher zu kommen und im weitesten Sinne auch sportlich. Man muss aber nicht die große Sportkanone sein, sondern es geht um den Spaß an der Freude. Anmelden kann man sich über die Caritas. Unter den vielen Einsendungen gibt es als Anreiz ein Prinzenkonzert zu gewinnen oder mit mir einen Tag zu verbringen. Musik ist natürlich auch eine Sprache, die international ist, die Jung und Alt und Leute aus verschiedenen Kulturkreisen verstehen.
domradio.de: Wie sind Sie und die Caritas denn überhaupt zusammen gekommen?
Krumbiegel: Sie haben mich angerufen und ich fand die Idee sehr gut, weil ich mir natürlich auch Gedanken darüber mache, wie das alles abgeht. Ich war im Herbst als Pianist und auch als Diskutant auf den Kreuzfahrtschiff Queen Mary II zusammen mit Ruprecht Eser, dem ehemaligen Chef des Heute Journals und mit Norbert Blüm, dem ehemaligen Bundesarbeitsminister, von dem ja der legendäre Satz übrig geblieben ist: Die Rente ist sicher. Natürlich haben wir genau darüber gesprochen. Heute sind in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 35 Prozent der Menschen älter als 65 und wenn wir ins Jahr 2060 gucken, werden das doppelt so viele sein. Man muss aufpassen, dass man nicht die Generationen gegeneinander ausspielt, sondern dass man versucht die Generationen miteinander zu verbinden und dass man ins Gespräch kommt, wie bei der Flüchtlingsdebatte. Es geht immer darum, miteinander zu reden. Es geht nicht darum, zu sagen, es ist ja alles dufte, überhaupt kein Problem. Natürlich gibt es Probleme. Es wird Probleme zwischen den Generationen geben und es wird auch Probleme geben mit Leuten, die zu uns kommen, weil sie Dinge erlebt haben, die wir so nicht kennen, die wir gar nicht nachvollziehen können und weil sie sich auch an unsere Spielregeln gewöhnen müssen. Die einzige Möglichkeit, um das zu lösen, ist miteinander ins Gespräch zu kommen und das geht am besten, wenn man es spielerisch tut.
domradio.de: Wie ist das bei Ihnen persönlich - wie erleben Sie das Miteinander oder Gegeneinander der Generationen?
Krumbiegel: Mein Vater hat am Mittwoch Geburtstag und wird 80 Jahre alt. Wir haben familiär einen sehr engen Zusammenhalt und wir werden uns alle miteinander treffen. Rein in der Familie gesehen, ist das ein wunderbarer Zusammenhalt. Da merkt man wie diese kleinste Zelle der Gesellschaft bei uns wirklich funktioniert. Wenn ich an meine Berufung, an meinen Beruf als Musiker, als einer der Prinzen denke - wenn wir Konzerte haben, sind das auch generationenverbindende Ereignisse. Wir haben Leute, die sind älter als wir im Publikum, die waren damals als wir angefangen haben vor 25 Jahren 30-40 und sind nach wie vor dabei und wir haben Leute, die genauso alt sind wie wir und wir haben die Leute, die jünger sind, Das freut uns natürlich besonders. Das schönste Kompliment ist, wenn wir merken, dass in unsere Konzerte auch Kinder kommen, die heute 5-6 Jahre alt sind und teilweise auf den Schultern ihrer Eltern sitzen und Songs mitsingen, die bis zu viermal so alt sind wie sie selbst. Wo wir dann denken, da scheinen wir ja einen Nerv getroffen zu haben und irgendwie verbindet das am Ende alle miteinander.
Das Interview führte Hilde Regeniter.