Diözesanpastoralrat berät künftig Erzbischof Woelki

Auf in die Wüste

Am Wochenende hat sich der Diözesanpastoralrat des Erzbistums Köln getroffen. Er vereint Vertreter von Priestern und Laien und soll in Zukunft Kardinal Woelki beraten. Dazu Robert Boecker von der Kirchenzeitung Köln im domradio.de-Interview.

Rainer Maria Kardinal Woelki (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( dpa )

domradio.de: Wie sieht jetzt im Erzbistum Köln die Rollenverteilung zwischen Priestern und Laien aus? 

Robert Boecker (Chefredakteur der Kirchenzeitung Köln): Zunächst einmal würde ich sagen, dass es am vergangen Samstag ein historischer Moment war, als sich der Diözesanpastoralrat zum ersten Mal getroffen hat. Es ist insofern kein neues Gremien, als dass der Diözesanpastoralrat auch schon in der Vergangenheit existierte. Aber er hat jetzt durch Kardinal Woelki die Bedeutung bekommen, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ihm schon zugesprochen hatte.

domradio.de: Bislang war Kardinal Woelki von Priestern beraten worden...

Boecker: In der Vergangenheit unter Kardinal Höffner (Erzbischof von Köln von 1969 bis 1987, Anm.d.Red.) hatte die Dechantenkonferenz einen sehr starken Einfluss bei der Beratung des Erzbischofs. Diese Dechantenkonferenz ist dann später in den Priesterrat aufgegangen. Parallel dazu hat es auch den Diözesanpastoralrat mit Vertretern von Laienorganisationen und Diakonen gegeben. Aber er hatte eigentlich nur eine abnickende Funktion. 

Das hat sich jetzt geändert. Kardinal Woelki möchte, dass der Diözesanpastoralrat seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß zu seinem wichtigsten Beratungsgremium wird. In dem Gremiun sind Vertreter von Laien, von Orden, von Diakonen, von Pastoral- und Gemeindereferenten und von Priestern. Wichtige Entscheidungen werden von ihnen in Zukunft beraten. Wobei der Kardinal auch ganz klar gesagt hat: 'Es ist keine Synode, die letztendliche Verantwortung liegt bei mir.'

domradio.de: Wenn bislang der Priesterrat für die Beratung zuständig war, kann man dann jetzt sagen: Der Kardinal möchte einen größeren Querschnitt aus dem Erzbistum unter seinen Beratern haben - und nicht nur die Priester? 

Boecker: Ja, das trifft zu. Das hängt aber auch damit zusammen, dass der Kardinal einen geistlichen Prozess in Gang gesetzt hat, der über verschiedene Stationen das Bistum nachhaltig verändern soll. Die Laien werden in Zukunft eine viel größere Aufgabe in der Diözese einnehmen. Nicht nur, weil wir weniger Priester haben. Sondern auch, weil es den Laien aufgrund ihres Getauft- und Gefirmtseins zusteht, sich stärker in die Gestaltung der Diözese einzubringen.

Interessant war am Samstag die Betonung des geistlichen Prozesses. Nach einer Begrüßung durch den Erzbischof stand die Beschäftigung mit dem Tagesevangelium im Mittelpunkt. Aus dem Tagesevangelium wurden Rückschlüsse auf das Handeln im Erzbistum gezogen. Dem Kardinal ist sehr wichtig, das in der Bibel niedergelegte Wort Gottes in den Mittelpunkt unseres Handelns zu legen. Nicht die Strukturen stehen im Vordergrund, sondern: Was will Gott, was will Christus, das wir tun sollen? Ich glaube, dass es der Idealzustand wird, aus der Beschäftigung mit dem Wort Gottes Handlungsableitungen zu ziehen.  

domradio.de: Kann man schon sagen, wieviel Einfluss die Laien im Erzbistum Köln bekommen? Im Bistum Essen wird ja sogar schon der Beerdigungsdienst von Laien übernommen... 

Boecker: Um solche Details ging es in der ersten Sitzung noch nicht. Aber so wie ich den Erzbischof einschätze, werden den Laien sehr weitgehende Rechte übertragen werden. Ein Stück weit werden die Priester auch ihre eigene Rolle überdenken müssen. An anderer Stelle hat Kardinal Woelki auch mal gesagt, dass die Priester eine stärker dienende Funktion haben müssten, um Laien Dinge zu ermöglichen, die bisher nicht möglich waren. 

Interessant war auch Kardinal Woelkis Verweis auf Abraham. Abraham hat von Gott den Auftrag bekommen, seine Sachen zu packen und sich auf den Weg in die Wüste zu machen. Abraham ist dem Wort Gottes gefolgt ohne zu wissen, wo er hingeht. Dieses Beispiel hat sehr stark über der Diskussion am Samstag geschwebt. 

Das Interview führte Tobias Fricke. 


Quelle:
DR