Das sagte Referentin Barbara Schirmel zum Internationalen Tag der Nulltoleranz gegenüber der Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen an diesem Samstag. Es kämen Flüchtlinge aus Ländern, in denen diese Art der Beschneidung praktiziert werde, etwa in Eritrea und den kurdischen Gebieten. Weltweit seien rund 130 Millionen Frauen betroffen.
"Der Bedarf an Aufklärungsarbeit und Geld, um betroffene Personen zu begleiten, ist in Deutschland daher enorm angestiegen", sagte Schirmel, die in einem Netzwerk arbeitet, das für die Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung eintritt. In Deutschland sei schon Einiges getan worden: Die Praxis werde juristisch als eigener Straftatbestand gehandhabt und nicht unter Körperverletzung gefasst. Außerdem beginne eine zehnjährige Verjährungsfrist nicht mit dem Tatzeitpunkt, sondern mit der Vollendung des 18. Lebensjahres der Betroffenen.
Verstümmelung stammt aus vorislamischer und vorchristlicher Zeit
In der Europäischen Union gebe es eine Vorgabe, die Schirmel zufolge alle Mitgliedsstaaten auffordert, eine "klare Linie" gegen die Verstümmelung zu ziehen und Aktionspläne umzusetzen. "Deutschland hinkt da hinterher, und wir fordern die Bundesregierung auf, in diesem Bereich aktiv zu werden." Auch müsse die Bundesregierung mehr Geld für das Vorgehen gegen die Verstümmelung geben und "auf diplomatischem Wege mehr Druck" auf die Regierungen der Länder ausüben, in denen die Praxis verbreitet ist.
Alleine in Afrika seien Frauen in schätzungsweise 28 Ländern betroffen - auch wenn die Genitalverstümmelung meistens gesetzlich verboten sei. Schirmel wies darauf hin, dass auch Fälle aus asiatischen Ländern wie Indonesien und dem Nahen Osten, etwa Ägypten, bekannt seien. Die Verstümmelung "wird häufig mit dem Islam in Verbindung gebracht, stammt aber definitiv aus vorislamischer und sogar vorchristlicher Zeit". Die weibliche Genitalverstümmelung werde mit Begriffen wie Reinheit in Verbindung gebracht.