Papst Franziskus prangerte bei der Eucharistiefeier auf dem Sportplatz der Stadt die Bedrohung indigener Völker durch Umweltzerstörung und Profitgier an. Er verurteilte insbesondere den Landraub und die Vertreibung von Ureinwohnern aus Gewinninteresse.
Im Rausch der Macht und Märkte
Die Täter seien "trunken von Macht, Geld und den Gesetzen des Marktes", sagte der Papst. Die Menschen hätten allen Grund, ihr Gewissen zu erforschen und die indigenen Völker um Vergebung zu bitten.
In diesem Zusammenhang forderte Franziskus einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung. Die Gewaltkultur des Menschen zeige sich auch an Krankheitssymptomen im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen, sagte Franziskus mit Verweis auf seine Umweltenzyklika "Laudato si".
Zehntausende Indigene hatten dem Papst zuvor auf dem Sportplatz von San Cristobal de las Casas einen herzlichen Empfang bereitet. "Willkommen Papst des Friedens" und "Willkommen Papst der Armen", hieß es in Sprechchören.
Indigene stellen ein Viertel der Bevölkerung in Chiapas. Trotz guter klimatischer Bedingungen für die Landwirtschaft lebt ein Großteil von ihnen in Armut. Der Bundesstaat hatte in den 90er Jahren wegen des blutig niedergeschlagenen Zapatistenaufstandes weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Von Indigenen lernen
"Die durch die Wegwerfkultur entblößte Welt von heute braucht euch", so der Papst in seiner Predigt. Die Welt von heute, die dem Pragmatismus verhaftet sei, müsse den Wert der Unentgeltlichkeit neu lernen, forderte der Papst.
Er kritisierte die Ausgrenzung und Geringschätzung gegenüber den Werten und Traditionen indigener Völker. Von diesen Werten und Traditionen sowie der Weisheit und Naturverbundenheit der Indigenen könne die Menschheit lernen. Das gelte besonders für junge Menschen, "die einer Kultur ausgesetzt sind, die all die kulturellen Reichtümer und Merkmale zu unterdrücken sucht zugunsten einer homogenen Welt". Der Papst sprach von Kräften, die die Seelen besonders der Kinder und Jugendlichen betäuben wollten mit dem Hinweis, dass sie an ihrer Situation ohnehin nichts ändern könnten.
Die Teilnehmer der Eucharistiefeier rief Franziskus zum Vertrauen in die Liebe Gottes auf. Gott teile die Sehnsucht nach einer geschwisterlichen Welt ohne Unterdrückung, Misshandlung und Erniedrigung. Er begleite die Menschen, "damit die Finsternis nicht das letzte Wort behält". Gewalt und Ungerechtigkeit könnten durch Solidarität überwunden werden.
Im Anschluss an die Messe wollte der Papst mit Vertretern der Indigenen zu Mittag essen. Am Nachmittag (Ortszeit) stand ein Treffen mit Familien auf dem Programm. Danach wollte er die Kathedrale von Cristobal de las Casas besuchen, hier ist Samuel Ruiz Garcia (1924-2011) bestattet. Der ehemalige Bischof von San Cristobal de las Casas ist eine Symbolfigur für den Einsatz der Kirche für die indigene Bevölkerung Lateinamerikas. Die Besuchsstation werten Beobachter auch als Verneigung des lateinamerikanischen Papstes vor dem zu Lebzeiten angefochtenen Friedensaktivisten und Bischof.