Einfluss von Religion im US-Wahlkampf

Das Gespür der Katholiken

Die Stimmberechtigten unter den 80 Millionen US-Katholiken sind eine Größe bei der Präsidentenwahl. Aber kein Kandidat kann auf sie als "katholischen Wählerblock" bauen.

Ergebnisse der US-Präsidentschaftsvorwahlen / © John Taggart (dpa)
Ergebnisse der US-Präsidentschaftsvorwahlen / © John Taggart ( dpa )

Trotz verfassungsmäßiger Trennung zwischen Staat und Kirche und fortschreitender Säkularisierung gehen in den USA Politik und Religion oft Hand in Hand - gerade auch in Wahlkampfzeiten. Das Rennen um das Weiße Haus ist eröffnet, und für die Kandidaten, die im November für die Nachfolge von Präsident Barack Obama antreten, bleibt es weiterhin ein großes Plus, öffentlich Frömmigkeit zu demonstrieren.

"God bless America"

So dankte der Baptist Ted Cruz (46), Gewinner der republikanischen Vorwahlen in Iowa, erst Gott und dann seinen Anhängern für den Erfolg. Nicht anders bei den Demokraten. Auch die Methodistin Hillary Clinton (68) schließt ihre Reden nicht selten mit "God bless America"; vor allem bei ihren Auftritten in den Staaten des "Bible Belt" im Süden und Mittleren Westen, wo Protestanten und Evangelikale einen erheblichen Teil der Wählerschaft ausmachen.

Unterstützung durch evangelikale Gemeinden

Der erzkonservative Präsidentschaftsbewerber Cruz baut seine Strategie bei den Vorwahlen auf den starken Rückhalt in den evangelikalen Gemeinden auf. Diese liefern die kostenlosen Fußtruppen, die im Wahlkampf von Tür zu Tür ziehen und Wähler am Wahltag zum Stimmlokal fahren. Der Presbyterianer Donald Trump (69) versucht, dagegen zu halten, indem er Fernseh-Prediger und prominente Evangelikale als Fürsprecher aufbietet. Allen voran den Präsidenten der Liberty University, Jerry Falwell Jr., der mit der größten christlichen Universität der USA über einigen Einfluss verfügt.

Glaube eines Kandidaten spielt wichtige Rolle

Der verbliebene Katholik im Bewerberfeld - Marco Rubio (44) - tritt eher wie ein Evangelikaler auf. Vor allem für Anhänger der Republikaner, heißt es in einer aktuellen Studie des PEW Research Center zur Rolle der Religion im politischen Leben, sei es wichtig, sich mit der Glaubensüberzeugung eines Kandidaten identifizieren zu können. Zwei von drei Befragten sähen darin ein wichtiges Kriterium für ihre Wahlentscheidung.

Trifft dieser Befund zu, hat der momentane Spitzenreiter im Feld der Republikaner nun ein Problem. Trumps Fehde mit Papst Franziskus über die Einwanderungspolitik könnte sich bei vielen Katholiken als Bürde erweisen und das Pendel zugunsten der Demokraten ausschlagen lassen. Nach den bisherigen Vorwahlen fände Trump gemäß einer Erhebung des Public Religion Research Institute derzeit lediglich bei 30 Prozent der katholischen Wählerschaft Unterstützung, während seine Mitbewerber Werte von 43 bis 47 Prozent verzeichnen können.

Katholiken haben politisches Gespür

Laut Nachwahl-Umfragen zu den letzten Wahlen neigen katholische Latinos und Gelegenheitskirchgänger eher den Demokraten zu, während die Republikaner einen minimalen Vorteil bei weißen Katholiken und regelmäßigen Kirchgängern haben. Insgesamt aber haben die US-Katholiken stets ein gutes politisches Gespür gezeigt: In zehn der elf zurückliegenden Präsidentschaftswahlen stimmten sie mehrheitlich für den Kandidaten, der letztlich ins Weiße Haus einzog.


Quelle:
KNA