domradio.de: Es ist das erste Pontifikalamt als Weihbischof im Kölner Dom. Sind Sie da ein bisschen aufgeregt?
Rolf Steinhäuser: Ja, der Kölner Dom stellt immer noch besondere Anforderungen. Das macht mich auch immer noch ein bisschen nervös. Heute gibt es auch noch ein lateinisches Hochamt. Das ist dann nochmal eine kleine Verschärfung.
domradio.de: Aber Vokabeln lernen mussten Sie nicht?
Steinhäuser: Nein. So im Groben beherrsche ich es noch.
domradio.de: Wie ist es Ihnen denn ergangen? Es ist sieben Wochen her, seit Sie am 10. Januar von Kardinal Woelki im Dom geweiht wurden. Haben Sie sich schon an Stab und Mitra gewöhnt?
Steinhäuser: Das wäre zu viel gesagt. Ich bin insgesamt gesehen noch nicht mit den Füßen auf dem Boden angekommen. Um es in einem Begriff zusammenzufassen: Das ist, als würde man einen neuen Beruf lernen.
domradio.de: Hat sich denn wirklich etwas für Sie verändert?
Steinhäuser: Sehr viel. Die Rolle ist eine ganz andere. Ich habe ja früher auch gepredigt, die Beichte gehört und die Messe gefeiert, aber die Rolle ist nun eine andere und in der Begegnung mit den Menschen liegt ein Unterschied, teilweise sind auch die Aufgaben anders. Die vergangene Woche war meine erste Woche in der Visitation im Dekanat Köln-Rodenkirchen. Das sind viele Aufgaben, die ich noch nie gemacht habe. Davor gab es die viertägige Bischofskonferenz im Kloster Schöntal mit einer Fülle von neuen Menschen, die kennenzulernen sind. Das beansprucht mich emotional schon stark.
domradio.de: Gibt es auch einen Unterschied, wie Menschen auf Sie zugehen? Begegnen die Ihnen anders als Weihbischof?
Steinhäuser: Das kann ich so noch nicht flächendeckend sagen. In der Regel begegnet man mir sehr freundlich und sehr höflich. Viele Menschen kenne ich ja auch aus früheren Kontexten. Die sind ein bisschen unsicher, wie sie sich jetzt verhalten sollen, aber das gibt sich schnell, glaube ich.
domradio.de: Lassen Sie uns noch ein anderes Thema anschneiden. In diesem Jahr gibt es das Jahr der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit steht sicherlich auch in direktem Zusammenhang mit der Beichte. Glauben Sie, so ein Heiliges Jahr könnte auch ein Impuls zum beichten sein, oder ist das für die meisten einfach zu weit weg?
Steinhäuser: Das kann schon ein wichtiger Impuls sein. Hier auf den Fahnen am Kölner Dom steht: "Gott tut uns gut". Das ist die vielleicht etwas umgangssprachliche Formulierung dafür, sich auf Gott einzulassen, damit er einem Gutes tut. Sich der Barmherzigkeit Gottes auszusetzen, würde ganz viel verändern. Wichtig wäre es natürlich, den Glauben an einen Gott, der uns gut tut, stark zu machen. Ich glaube, die Krise des Beichtsakramentes ist auch eine Krise des Glaubens, dass man entweder meint, man habe das nicht nötig oder dass man es Gott nicht zutraut, dass er an uns interessiert ist und dass wir für ihn wichtig sind und dass er uns vergibt.
domradio.de: Kann da auch Papst Franziskus ein Motivator und Impulsgeber sein? Es gibt ja gerade in der Fastenzeit immer wieder Bilder von ihm, wie er im Petersdom selber beichtet.
Steinhäuser: Das ist sicherlich ein wichtiger Hinweis, dass der Papst das auch für sich selber praktiziert. Aber das wird nicht automatisch zu Wellen führen.
Das Interview führte Mathias Friebe.