Man darf nicht lügen. So steht es jedenfalls in den Zehn Geboten. Da heißt es im achten Gebot: "Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen." Und das ist die klare Aufforderung, nicht zu lügen. Am 1. April indes nimmt man es mit der Wahrheit mitunter nicht allzu ernst.
Warum das Lügenverbot generell sinnvoll ist und im Zusammenleben hilft, merkt man, wenn man schon einmal belogen wurde. Kommt dann die Wahrheit ans Licht, ist man tief getroffen. Plötzlich wird infrage gestellt, was überhaupt noch wahr ist und wem man vertrauen kann. Ist es aber nicht möglich, einem anderen zu vertrauen, wird das Leben extrem kompliziert. Und wer niemandem mehr vertraut, weil er immer befürchtet, belogen zu werden, kann keine Beziehungen mehr leben.
Wahrheit wichtig für Beziehungen
Ohne Beziehungen, ohne eine Gemeinschaft ist der Mensch als soziales Wesen aber im Grunde nicht lebensfähig. Von daher ist es gut und richtig, dass es schon in den Zehn Geboten heißt: "Du darfst nicht lügen."
Der heilige Augustinus definiert die Lüge wie folgt: Sie ist eine Rede gegen das Gewissen und eine Falschaussage mit Täuschungsabsicht. Allerdings ist ja gerade zum 1. April eine Form der Lüge - wenn man es genau nimmt - sehr beliebt. Medien und Unternehmen veröffentlichen Meldungen, die im Grunde Falschaussagen mit Täuschungsabsicht sind.
Kein Verstoß gegen achtes Gebot
Da ist die Rede von ganz neuen Produkten, die auf den Markt gebracht werden sollen oder von unglaublichen Begebenheiten. Manchmal führen diese Nachrichten zu heftigen Reaktionen bei den Lesern, die die Neuigkeit für bare Münze nehmen und sich dementsprechend täuschen lassen. Die Täuschungsabsicht ist dann also gelungen.
Und trotzdem kann man wohl einen Aprilscherz nicht als ein Verstoß gegen das achte Gebot betrachten. Denn auch wenn jemand getäuscht wird, ist am 1. April doch damit zu rechnen, dass Falschmeldungen gestreut werden. Und oft sind die Nachrichten ja auch so abstrus oder offensichtlich falsch, dass man selber leicht darauf kommen kann, dass hier offenkundig ein Aprilscherz vorliegen muss.
Liebevoll auf den Nächsten schauen
Oder, wie ein Priester sagte, "wenn eine blinde Frau mit Krückstock" sehen kann, dass das gar nicht sein kann, dann ist es keine Lüge. Da kann die Definition nach Augustinus für denjenigen eine Hilfe sein, der mit bester Absicht einen Mitmenschen in den April schicken will: Denn es geht ja nur um die Falschaussage mit Täuschungsabsicht; eine echte Lüge dagegen ist - laut Kirchenlehrer Augustinus - eine Rede gegen das Gewissen.
Und das gilt es bei jedem Scherz zu hinterfragen: Ist es beispielsweise mit dem Gewissen vereinbar, jemandem zu erzählen, dass demnächst alle Tiere aus dem Zoo ausgewildert werden? Was könnte im schlimmsten Fall passieren, wenn der andere diese Aussage glaubt? Wer hier das Gewissen nicht außen vor lässt und stattdessen liebevoll auf den Nächsten schaut, wird einen guten Aprilscherz machen.
Kirchliche Traditionen rund ums Scherzen
Gegen einen guten Scherz ist wiederum nichts einzuwenden, schließlich gibt es auch verschiedene kirchliche Traditionen rund ums Scherzen. In einigen Klöstern ist das am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder der Fall. Traditionell wird in vielen Gegenden in der Osterpredigt ein Witz erzählt, um lachend den Teufel zu verhöhnen.
Und in anderen Gegenden werden Mitmenschen in der Zeit zwischen St. Martin und Nikolaus aufs Glatteis geführt.
Wo diese Traditionen gepflegt werden und gelingen, zeigen sie auch, dass eine Gemeinschaft funktioniert und lebendig ist. Denn hinter einem guten Scherz steckt auch die Auseinandersetzung mit dem Nächsten. Worauf könnte er anspringen? Welche Finte könnte gelingen?
Grenzen beachten
Aber eben auch: Was ist noch im Rahmen? Ab wann geht es zu weit? Denn wo generell gelogen wird, gibt es keinen Sensus mehr für Scherze, für das, was noch lustig ist. Da muss vielmehr ein Lügengebäude aufrechterhalten werden, das auf keinen Fall zusammenbrechen darf.
Wer also den nächsten Aprilscherz plant, sollte sein Gewissen dabei nicht außen vor lassen, sondern den Nächsten liebend in den Blick nehmen. Dann wird es sicher auch ein Spaß für den, der auf den Scherz hereinfällt - und am Ende können alle herzlich miteinander lachen.