Es ist das einzige Haus dieser Art, das als Ort des Austausches für alle pastoralen Mitarbeiter in Island dient. Zur Einweihung war auch eine deutsche Delegation nach Stykkishólmur gereist – bestehend aus dem Erzbischof von Paderborn, Hans-Josef Becker, dem Paderborner Generalvikar Alfons Hardt sowie Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken und Sekretär des Diaspora-Kommissariats der deutschen Bischöfe.
Erzbischof Becker leitete die Segnungsfeier und betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Kirchenzentrums für die isländischen Katholiken: "Hier in Island leben katholische Christen in einer extremen Minderheit. Gerade hier, wo sich Pfarreien über riesige Gebiete erstrecken, braucht es ein solches Zentrum für den Glauben." Es werde wie ein Leuchtturm wirken, der allen Menschen die Präsenz der katholischen Kirche auf Island als Einladung zur Begegnung vor Augen führe, so Becker.
Grundlegend saniert und mit neuer Bestimmung
Der Gebäudekomplex in Stykkishólmur, das als Eingangstor zu den Westfjorden gilt, kann bereits auf eine lange kirchliche Tradition zurückblicken. Unter anderem sind hier ein Schwesternkonvent des Ordens der Dienerinnen des Herrn und der Jungfrau Maria von Matará (im Volksmund "Blaue Schwestern") sowie Priesterwohnungen untergebracht. Das baufällig gewordene Gebäude musste in den vergangenen Jahren grundlegend saniert werden und wurde jetzt als Exerzitien- und Bildungshaus einer neuen Bestimmung zugeführt. Zwischen der hauseigenen, neu gestalteten Gemeindekirche und dem nächstgelegenen katholischen Gotteshaus – dem Dom von Reykjavik – liegen 170 Kilometer. Das Bonifatiuswerk hat die Sanierung seit 2010 mit Spendengeldern in Höhe von 539.900 Euro gefördert. Aus den Mitteln des Diaspora-Kommissariats flossen 1.437.000 Euro in das bauliche Großprojekt. Darüber hinaus haben sich mehrere deutsche Diözesen an der Finanzierung beteiligt.
"Die Neugestaltung dieses Gebäudes als Exerzitien- und Bildungshaus mit der Gemeindekirche war uns ein Herzensanliegen", sagte Monsignore Austen in seinem Grußwort. Das Haus sei einerseits Ort der Gemeinschaft und Begegnung für die Katholiken Islands – ein "Atemraum für den Glauben". Andererseits liege in dem Gebäude auch eine große missionarische Chance, denn Gäste aus aller Welt kämen hier mit dem Glauben und der katholischen Kirche in Berührung. "Wir vom Bonifatiuswerk versichern Ihnen, die katholischen Christen in Ihrem Land auch weiterhin nach unseren Möglichkeiten zu unterstützen und zu begleiten", sagte Austen mit Bezug auf die wachsende internationale, jedoch materiell arme Kirche Islands.
Knapp 12.000 registrierte Katholiken
"Wir bedanken uns bei allen Wohltätern und Freunden, besonders aus Deutschland", betonte der Bischof von Reykjavik, David Tencer. Ohne die finanzielle Unterstützung wäre die Sanierung des Kirchenzentrums nicht möglich gewesen. "Sie vom Bonifatiuswerk gehören inzwischen zu uns in Island", drückte Tencer seinen Dank aus. Unnur Steinsson, Geschäftsführerin des "Fransiskus Hotel", sagte, sie werde sich ihrer neuen Aufgabe mit Begeisterung widmen. Besonders der Zusammenarbeit mit den Schwestern und dem Ortspriester, Pater Jozef Leskovský, sehe sie mit Freude entgegen. "Für mich ist Fransiskus das schönste Hotel auf der ganzen Insel", so Steinsson.
Das Bistum Reykjavik umfasst ganz Island mit seiner Fläche von 103.000 Quadratkilometern. Unter den 330.000 Einwohnern leben nach aktuellem Stand knapp 12.000 registrierte Katholiken (3,6 Prozent). Etwa die Hälfte von ihnen sind geborene Isländer, die andere Hälfte kommt überwiegend aus Polen, den Philippinen und Lateinamerika. Da über das derzeitige Registrierungssystem längst nicht jeder katholische Christ erfasst wird, beträgt die tatsächliche Zahl der in Island lebenden Katholiken schätzungsweise rund 20.000.