Patriarch Bartholomaios I. sucht Gespräch mit Erdogan

"Kritischen Augenblick"

Die orthodoxe Kirche in der Türkei will Besitzstreitigkeiten mit dem Staat in einem Spitzentreffen klären. Patriarch Bartholomaios I. kündigte an, er wolle mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan persönlich sprechen.

Patriarch Bartholomaios I. / © Harald Oppitz (KNA)
Patriarch Bartholomaios I. / © Harald Oppitz ( KNA )

Patriarch Bartholomaios I. kündigte an, er wolle mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan persönlich jüngste Enteignungsklagen gegen die Kirche und die Lage der religiösen Minderheiten erörtern, wie der vatikanische Pressedienst Fides am Montag unter Berufung auf Kirchenkreise in der Türkei meldete. Die Begegnung solle möglicherweise im Mai stattfinden und auch die seit 45 Jahren geschlossene theologische Hochschule von Chalki thematisieren.

Hintergrund sind juristische Bestrebungen der zentralen Forstbehörde in Ankara, bereits einmal enteignete und dann zurückerstattete Kirchengüter erneut zu verstaatlichen. Dabei geht es nach Darstellung von Fides um rund 40 Hektar Land im Bezirk Goksu und um ein weiteres Grundstück auf der Insel Chalki, das erst vor vier Jahren dem benachbarten orthodoxen Priesterseminar zugesprochen worden war.

"Kritischen Augenblick"

Bartholomaios I. sagte laut dem Pressedienst bei einer Pressekonferenz, die Beziehungen zwischen den religiösen Minderheiten in der Türkei und dem Staat durchlebten erneut einen "kritischen Augenblick". Der Patriarch von Konstantinopel verwies auf die 1971 zwangsweise geschlossene Hochschule von Chalki, die einzige Stätte für Priesterausbildung in der Türkei. Trotz zahlreicher Ankündigungen einer möglichen Wiedereröffnung habe es in der Sache bisher keine Fortschritte gegeben.

Anfang April hatte die Türkei erstmals seit Jahrzehnten wieder ein orthodoxes Kloster enteignet. Das Forstministerium übernahm die "Patriarchal-Skiti" zur Verklärung Christi (Metamorphosis) auf der Insel Chalki (türkisch Heybeliada) vor Istanbul im Marmarameer. Die monastische Niederlassung wird in einen Feuerwehrposten umgewandelt.


Quelle:
KNA