"Ich bin eher ein ruhiger Mensch", sagt der Südtiroler Musiker Oswald Sattler über sich selbst. Da mag es verblüffen, dass der 58-Jährige mittlerweile über 40 Jahre auf der Bühne steht. Von 1975 bis 1993 gehörte er den von ihm mitbegründeten "Kastelruther Spatzen" an, die bis heute zu den Großen in der volkstümlichen Musikszene zählen. Danach gönnte sich der Künstler eine schöpferische Pause, kümmerte sich um Familie und Landwirtschaft, bis er 1996 als Solist ins Rampenlicht zurückkehrte. Immer öfter tritt er seither auch mit religiöser Musik auf.
Neue CD "Ave Maria"
Passend zum Marienmonat Mai ist nun seine neue CD "Ave Maria" erschienen. 14 alte und neue Marienlieder hat Sattler darauf eingespielt. Fans seiner sakralen Konzerte hätten ihn auf die Idee gebracht. Bei der Recherche habe er dann erst gemerkt, welch "riesen Vielfalt" es gibt. Klassiker wie "Meerstern, ich dich grüße" oder das "Ave Maria" von Schubert sind mit dabei. Gerade letzteres gilt als Dauerbrenner: "Das gehört immer dazu, auch wenn etwa in Südtirol Hochzeit gefeiert wird."
Daneben hat sich der Musiker an neue Lieder gewagt. Ihm zur Seite standen dabei Hans Greiner für die Texte und Hermann Weindorf für die Musik. Die Inspiration dafür bekommt Sattler oft nach seinen Konzerten. Da gibt der Künstler nicht nur bereitwillig Autogramme, sondern hat auch ein Ohr für seine Fans. Auf diese Weise ist "Einmal nach Lourdes" entstanden. Darin wird die Geschichte einer kranken Frau erzählt, die ihre Kinder bittet, ihr eine Reise nach an den französischen Marienwallfahrtsort zu ermöglichen.
Sattler selbst hat Lourdes ebenfalls schon besucht. Zum 50. Geburtstag fuhr er mit seiner Frau hin. Sie hätten sich einfach ins Auto gesetzt und seien losgefahren. "Ich war schon überrascht, wie viele Menschen da waren - und jeder mit dem gleichen Wunsch, dass er Genesung und Heilung erfährt." Nach längerem Suchen fand das Ehepaar auch die unterirdische Basilika. "Und wenn die dann noch voll besetzt ist und gesungen wird, dann ist das schon ein Erlebnis", kommt der Musiker ins Schwärmen.
Katholische Familie
Aufgewachsen ist Sattler als fünftes von acht Kindern in einer katholischen Familie im Bergdorf Kastelruth. Früh sang er im Kirchenchor, wie überhaupt der sonntägliche Kirchgang dazugehörte. "Es hat einem nicht geschadet", ist der Künstler heute überzeugt, "und ich glaube, daraus hat man irgendwie auch Kraft entnehmen können". Religiöses Brauchtum war Teil des Lebens. Im Mai wurde die Muttergottes im Haus mit Blumen geschmückt; auch regelmäßige Besuche von Maria Weißenstein standen auf dem Programm.
Noch heute besucht der Künstler gerne den Wallfahrtsort, wenngleich er überzeugt ist, dass man überall zur Muttergottes beten könne. Ihr könnten alle Leiden, die einen drückten, zu Füßen gelegt werden. "Man hat dann schon das Gefühl, dass einem zugehorcht wird und dass man Linderung erfahren kann." Die Muttergottes sei "der Vorschlüssel zu Jesus".
Das ebenfalls neue Lied "Heilig sind die Tränen" mag Sattler nach eigenem Bekunden deshalb, weil es eine Aussagekraft habe. Darin besingt er den Schmerz, den Maria der Tod ihres Sohnes bereitet. "Das sind Geschichten, die auch heute noch passieren, dass eine Mutter um ihre Kinder leidet." Solche Lieder könnten dann auch lindernd sein.
Mit den Marienliedern wird der Künstler auch auf Tournee gehen. Zu seinen sakralen Konzerten in den Kirchen, so hat er den Eindruck, könne er mehr junges Publikum bewegen als in der volkstümlichen Musik: "Die sakrale Musik überstrahlt alles."