Bonner Stadtdechant zum Abschluss der Festwoche für Stadtpatrone

"Können von den Heiligen heute noch lernen"

In Bonn ist an diesem Sonntag die Festwoche für die beiden Stadtpatrone, Cassius und Florentius, feierlich zu Ende gegangen. Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher findet, man könne von den Heiligen auch heute noch durchaus etwas lernen.

Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher / © Bonner Münster
Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher / © Bonner Münster

domradio.de: Es geht um Ihre beiden Stadtpatrone: Cassius und Florentius. Warum wurden diese Heiligen eine Woche lang in Bonn ganz besonders gefeiert?

Monsignore Wilfried Schumacher (Bonner Stadtdechant): Weil vor genau 850 Jahren, am 2. Mai 1166, der damalige Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, die Gebeine der Heiligen aus ihren Gräbern genommen und zur Ehre der Altäre erhoben hat. Das heißt, er hat sie in kostbare Schreine gelegt, die dann auf dem Hochaltar aufgestellt waren. Das war im frühen Mittelalter einer Heiligsprechung gleichzusetzen. Das ist für uns der Anlass, dieses Fest zu feiern.

domradio.de: Der 2. Mai 1166 war also der offizielle Termin der Heiligsprechung. Eine Tradition bzw. eine Verehrung um Cassius und Florentius, die gab es aber schon zuvor. Welche Bedeutung hatten sie für die Christen?

Schumacher: Die Verehrung ist urkundlich seit dem Jahr 691 nachgewiesen. Da spricht man bereits von einer Basilika zu Ehren der Heiligen Cassius und Florentius. Wenn es damals schon eine Basilika gegeben hat, dann muss die Verehrung schon länger bestanden haben. Die beiden werden der sogenannten tibäischen Legion zugesprochen, die in Köln ja auch durch den heiligen Gereon und in Xanten durch den heiligen Viktor verehrt werden. Das sind Männer, die zu einer römischen Legion gehörten, die wegen ihres eindeutigen Bekenntnisses zu Jesus Christus ihr Leben gelassen haben.

domradio.de: Besonders ist ja auch, dass Cassius und Florentius so etwas wie ökumenische Heilige sind, oder? Sie werden auch von anderen christlichen Kirchen gefeiert.

Schumacher: Ja. Gerade vor zehn Tagen haben die Kopten, die die Heiligen auch besonders verehren, weil sie aus Ägypten kommen, wo die Kopten beheimatet sind, bei uns in der Krypta an den Gräbern und am Schrein der Heiligen ihren Karfreitag gefeiert. Sie sind auch im Oktober, wenn das jährliche Fest ansteht, bei uns zu Gast.

domradio.de: Welche Bedeutung haben denn in heutiger Zeit die Stadtpatrone überhaupt?

Schumacher: Am Freitag hat der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, im Diözesanpastoralrat unter anderem gesagt, nur der Zeuge überzeuge. Ich glaube das dies auch das Geheimnis ist, weshalb diese Stadtpatrone über so viele Jahrhunderte hier verehrt werden, nämlich weil die Menschen hier gespürt haben, deren Lebenszeugnis ist etwas, das uns heute auch etwas zu sagen hat. Unser Christsein ist in unserem Land nicht mit dem Leben bedroht. In anderen Ländern ist das anders, wie wir wissen. Aber auch wir sind aufgerufen, Zeugen zu sein und unser Zeugnis, unser Bekenntnis für Jesus Christus, allem anderen voranzustellen. Insofern haben die Heiligen uns auch heute noch etwas zu sagen.

domradio.de: Heute Abend um 18.30 Uhr gibt es dann den feierlichen Abschluss ihrer Festwoche. Wie sieht der aus?

Schumacher: 850 Jahre nach seinem Vorgänger kommt der Erzbischof auch zu uns. Wir werden ein Pontifikalamt feiern und am Schluss werden wir in einer Lichterprozession durch die Basilika ziehen, hinuntersteigen in die Krypta zu den Gräbern, und dort gibt es dann zum Abschluss das sogenannte Gebet für die Stadt, was noch einmal alle Menschen in das Gebet einbezieht, die in dieser Stadt leben und arbeiten. Nach dem Segen des Erzbischofs gibt es noch das Lied, was nur an diesem Festtag im Mai und noch einmal im Oktober erklingt: "Cassius und Florentius, schützet Bonn, die Stadt am Rhein".

Das Interview führte Birgitt Schippers.


Quelle:
DR