Auch sollten Gespräche zwischen der Volksinitiative und den Behörden sowie Anwohnern über die besten Lösungen verstärkt werden, sagte Heße am Dienstag in der Hansestadt. Der Erzbischof ist Sonderbeauftragter der katholischen Kirche für Flüchtlingsfragen. Viele Hamburger seien besorgt, dass Senat und Behörden die Situation in den Stadtteilen zu wenig kennen und berücksichtigen, sagte der Erzbischof zur Begründung. Der Beitrag der Kirchen könne darin liegen, Räume für Dialoge und Diskussionen zu eröffnen und dafür Sorge zu tragen, "dass in angemessener Form darüber gestritten wird".
Moderierte Workshops
Das Modell "Finding Places" soll am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es sieht moderierte Workshops vor, in denen Stadtbewohner die Möglichkeit erhalten, ihre Ortskenntnisse bei der Diskussion von Flächen für Flüchtlingsunterkünfte einzubringen. Die Volksinitiative "Hamburg für gute Integration!" hatte mehr als 10.000 Unterschriften eingereicht. Eine der Forderungen ist, dass künftig nicht mehr als 300 Personen gemeinsam in Einrichtungen zu Flüchtlingsunterbringung wohnen sollen.
Heße appellierte an Senat und Bürger, trotz derzeit zurückgehender Flüchtlingszahlen die großen Herausforderungen nicht zu übersehen.
Vorbereitet auf neuen Anstieg der Flüchtlingszahlen
"Wir müssen bei den Menschen, die schon hier sind, schnell mit der Integration beginnen", so der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz. Als wichtigste Maßnahmen nannte er Sprachunterricht sowie die Eingliederung ins Bildungs- und Berufsleben. Noch könne niemand die Entwicklung absehen, so Heße.
Doch alle seien gut beraten, sich "auf Zahlen wie im vergangenen Jahr vorzubereiten". 2015 waren nach Senatsangaben rund 22.000 Asylsuchende in Hamburg untergekommen.
Flüchtlinge müssten ihre Religion ausüben können, aber auch in Kontakt mit Menschen anderen Glauben oder mit keiner Religionszugehörigkeit kommen, so der Erzbischof. Sie sollten ihre eigene Kultur pflegen, aber auch hier bestehenden Kulturen kennenlernen. Zudem sollten sie Freundschaften untereinander pflegen, aber auch neue Beziehungen mit den Hamburgern aufbauen. "Das alles gehört zu einer Gesellschaft", so Heße. Ohne das gebe es kein Wir, keinen Zusammenhalt und keine Stabilität zu Wohle aller.