Franziskus überreichte dem Staatschef bei dieser Gelegenheit eine Medaille, die einen Olivenzweig abbildet, und wünschte dazu, Minsk solle "eine Stadt des Friedens" werden.
Herzliche Gesprächsatmosphäre
Der Vatikan beschrieb das Gesprächsklima bei der gut 20 Minuten dauernden Unterredung als herzlich. Franziskus und Lukaschenko betonten der vatikanischen Mitteilung zufolge den guten Stand der bilateralen Beziehungen. Weiter habe man Themen von beiderseitigem Interesse erörtert, besonders das kirchliche Leben und ökumenische sowie interreligiöse Beziehungen.
Bisher gab es noch keine Papstreise in das seit 1991 unabhängige Weißrussland. Von allen russisch-orthodox geprägten Ländern ist es das Land mit der größten römisch-katholischen Minderheit. Etwa 15 Prozent der rund zehn Millionen Einwohner Weißrusslands bekennen sich zur katholischen Kirche. Nach der orthodoxen Kirche ist sie damit die zweitgrößte Konfession im Land. Der bisher einzige Besuch eines Papstes in einer früheren Sowjetrepublik war die Reise von Johannes Paul II. (1978-2005) in die Ukraine 2001.
Engere Zusammenarbeit mit dem Vatikan
Der mit harter Hand regierende Lukaschenko war vom Papst in Audienz empfangen worden. Nach Angaben der Präsidentenkanzlei in der weißrussischen Hauptstadt Minsk wollte er mit dem katholischen Kirchenoberhaupt über eine engere Zusammenarbeit mit dem Vatikan sprechen. Der Staatschef bezeichnete Franziskus vor einigen Monaten als "hervorragendes Kirchenoberhaupt" und lobte dessen Respekt für die ärmsten Menschen sowie dessen Kampf gegen Korruption und für Gerechtigkeit.
Es ist Lukaschenkos zweite Begegnung mit einem Papst. 2009 war er von Benedikt XVI. (2005-2013) empfangen worden. Weißrussland und der Heilige Stuhl hatten zuletzt unter anderem eine erste Ausstellung von weißrussischen Ikonen in einem vatikanischen Museum vereinbart. Am Mittwoch wurde im Vatikan die Ausstellung von 31 Ikonen aus den Beständen des Nationalen Kunstmuseums in Minsk eröffnet.
Die weißrussische Regierung hatte Anfang 2015 öffentlich katholische Priester für politisches Engagement gerügt. Seither entspannten sich die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der Regierung.
Kritische Menschenrechtslage
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erklärte im März 2015 bei einem Besuch in Minsk, der Heilige Stuhl sei bereit, Lukaschenko zu empfangen. Nach der Freilassung von politischen Gefangenen durch Minsk hatte die EU im Oktober ihre Sanktionen gegen Weißrussland weitgehend ausgesetzt.
Vergangene Woche kritisierten die EU-Kommission und der Berichterstatter der Vereinten Nationen zur Menschenrechtslage in Weißrussland, Miklos Haraszti, die Vollstreckung der Todesstrafe gegen einen verurteilten Mörder. Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das Todesurteile verhängt und vollstreckt.