Auf Einladung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft sprach Tebartz-van Elst am Samstag am Sitz der Forschungseinrichtung für Historiker über das Thema "Wider das Verstummen: Warum die Kirche Katechese braucht".
Zu dem Termin beim Campo Santo Teutonico, dem traditionsreichen Friedhof der Deutschen und Flamen neben dem Petersdom, erschienen rund 50 Zuhörer, unter ihnen zahlreiche Pressevertreter.
Zurück zu wissenschaftliche Wurzeln
Mit dem Referat kehrte Tebartz-van Elst zu seinen wissenschaftlichen Wurzeln zurück. 1993 wurde er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit einer Arbeit über Glaubenseinführung für Erwachsene promoviert. Katechese, also religiöse Unterweisung, ist jetzt auch sein Zuständigkeitsbereich im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung, in den er im Dezember 2014 berufen wurde. Vorträge der römischen Görres-Gesellschaft befassen sich üblicherweise eher mit historischen Themen.
Tebartz-van Elst warb für die "Zumutung" von Glaubensinhalten in einer Zeit der Verunsicherung. Wenn in einer schrumpfenden Kirche nicht ein neuer Mut zur Identität gefördert werde, bleibe Glaube konturlos und gerate in die Gefahr der Beliebigkeit. So warnte der Bischof vor einer Glaubensverkündigung, die sich "auf das Verkürzte oder gar Kuschelige" zurückziehe, und einer "Kirche der verträglichen Häppchen".
Suche nach innerer Standfestigkeit
Glaubensverkündigung müsse sich bisweilen durchsetzen gegen "Worte, die provozieren, manipulieren, bespaßen und unterhalten" wollten, sagte Tebart-van Elst. Wer für eine "Identität durch Inhalt" eintrete, gerate gegenwärtig in die Defensive. Eine solche "Versuchung des Verstummens" habe dazu geführt, dass Glaube individualisiert und relativiert werde; gerade junge Menschen suchten hingegen nach Glaubenszeugen, die eine "innere Standfestigkeit" vermittelten.
Die Friedenspreis-Rede des muslimischen Schriftstellers Navid Kermani in der Frankfurter Paulskirche im vergangenen Oktober nannte Tebartz-van Elst einen "Weckruf" für Christen. Kermani dürfe "sagen, was Christen sich nicht mehr trauen".
Einen geplanten Auftritt auf einem Kongress in Aschaffenburg hatte Tebartz-van Elst nach Protesten Mitte März abgesagt. Eingeladen hatte ihn das Forum Deutscher Katholiken. Er sollte dort zum Thema "Auf der Suche nach einer Verkündigung der Verlässlichkeit" sprechen. In Rom hat Tebartz-van Elst bereits mehrfach in der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Santa Maria dell'Anima gepredigt. Einen öffentlichen Vortrag hielt er in Rom jedoch bislang nicht.
Rücktritt im März 2014
Tebartz-van Elst ist seit Anfang 2015 an der römischen Kurie als Delegat im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung tätig und dort für Katechese zuständig. Im März 2014 hatte Papst Franziskus nach öffentlicher Kritik an der Amtsführung und an den hohen Baukosten des Limburger Bischofssitzes den Rücktritt des Diözesanbischof angenommen.