Die Unterredung im Apostolischen Palast dauerte rund 25 Minuten. Das Treffen selbst sei die Botschaft, sagte Franziskus laut Journalisten, die vor und nach dem Gespräch hinter verschlossenen Türen zugegen waren. Beide begrüßten sich mit einer Umarmung. Franziskus schenkte dem Großimam eine Ausgabe seiner Enzyklika "Laudato si" und eine Medaille, die einen Olivenzweig abbildet.
Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, bei dem Gespräch in sehr freundlicher Atmosphäre sei es um den Einsatz von Religionsführern und Gläubigen für Frieden sowie um die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus gegangen. Dabei hätten überdies die Lage der Christen im Nahen Osten sowie deren Schutz angesichts der anhaltenden Konflikte im Mittelpunkt gestanden.
Bessere Beziehung seit Franziskus
Seit 1998 gab es einen regelmäßigen theologischen Austausch zwischen der Al-Azhar-Universität und dem Vatikan. Die Zusammenkünfte wurden Anfang 2011 von ägyptischer Seite abgebrochen. Grund waren Forderungen von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nach einem besseren Schutz für koptische Christen vor Terror und Gewalt.
Mit dem Pontifikat von Franziskus verbesserten sich die Beziehungen zwischen Vatikan und der Al-Azhar-Universität wieder. Im Dezember 2013 hatten beide Einrichtungen auf Wissenschaftsebene wieder Gespräche aufgenommen.
"Vollkommene Übereinstimmung"
Am Dienstag nimmt al-Tayyeb an einer internationalen Konferenz "Orient und Okzident - Kulturen im Dialog" in Paris teil. Mit auf dem Podium sitzt auch der italienische Historiker und Karlspreis-Träger Andrea Riccardi; er ist Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich im interreligiösen und ökumenischen Gespräch engagiert.
Eine Vorgängerkonferenz fand im Juni des vergangenen Jahres in Florenz statt. Auch dort war al-Tayyeb auf Einladung von Sant'Egidio zugegen. In einem Interview bekannte er damals "vollkommene Übereinstimmung" zwischen den Zielen seiner Al-Azhar-Universität und "dem neuen Kurs" der katholischen Kirche unter Papst Franziskus. Der Papst sei "eine Person, die in ihrem Herzen den Respekt für andere Religionen und für die Probleme der Armen" trage, so der Großscheich.