Der Wandel habe unter anderem mit hunderttausenden von Studenten zu tun, die in den USA, in Europa, Japan, Indien oder Australien studierten und dort Freiheit und Demokratie kennenlernten, sagte der Dalai Lama. Auch der Einfluss der Religionen sei nicht zu unterschätzen.
Trotz der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 lebten heutzutage die meisten Buddhisten der Welt in China. So mächtig die kommunistische Regierung des Landes auch sei, könne sie doch nicht "zu der früheren rigiden, abgeschlossenen Gesellschaft zurückkehren".
Dalai Lama seit 1959 im Exil
Tibet, die Heimat des Dalai Lama, wurde 1950 durch China besetzt; der Dalai Lama selbst floh 1959 ins Exil ins indische Dharamsala. Immer wieder kam es seither zu Zusammenstößen mit den chinesischen Besatzern, die das historische Tibet auf mehrere Provinzen und die "Autonome Region Tibet" aufteilten.
Im Vergleich zu den letzten Aufständen von 2008 habe sich die Lage in der "Autonomen Region" entspannt, sagte der Dalai Lama. Aber immer noch stehe das Gebiet unter "strikter Kontrolle". Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr nach Tibet vorstellen könne, sofern sich der allgemeine Wandel in China fortsetze, antwortete der Dalai Lama: Vielleicht in ein paar Jahren. Wenn die Gelegenheit für meine Rückkehr kommt oder wenigstens einen kurzen Besuch, wäre das ein Anlass zur Freude." Millionen Tibeter warteten darauf, so der 80-Jährige.
Andererseits gebe es ein tibetisches Sprichwort: "Wo immer du glücklich bist, da ist dein Zuhause", fügte der Dalai Lama hinzu. In Indien habe er nun schon über 57 Jahre in völliger Freiheit gelebt und "Menschen unterschiedlichster Hintergründe" treffen können. "Wenn ich das Gefühl habe, hier aus Indien mehr zu bewirken, dann bleibe ich hier. Es ist das Land Buddhas."
"Gewalt ist keine Lösung"
Der Dalai Lama verurteilte im Interview den Einsatz von Gewalt in internationalen Konflikten. Zwar gebe es theoretische Debatten über den Einsatz von Gewalt, um dadurch Menschenleben zu retten, aber in der Praxis funktioniere das meist nicht, sagte der Dalai Lama.
Das habe auch der damalige US-Präsident George W. Bush bei seinem Feldzug gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein erfahren müssen. "Er wollte Demokratie in den Irak bringen. Eine Person eliminieren. Er benutzte Gewalt. Die Folgen waren negativ." Das Fazit des Dalai Lama: "Gewalt ist unberechenbar. Deshalb besser keine Gewalt."