Benediktiner-Mönche und die Fußball-EM

Fuballfans im schwarzen Habit

Er ist Fan vom "Effzeh" und fiebert auch bei der Fußball-EM eifrig mit. Pater Maurus Runge vom Kloster Königsmünster erzählt domradio.de, warum diese Zeit auch bei den Benediktinern einiges auf den Kopf stellt.

 (DR)

domradio.de: Wie läuft denn die EM im Kloster? Geht es dann nach der Messe zum Rudelgucken? Haben Sie schon erste Verabredungen?

Pater Maurus Runge (Benediktiner im Kloster Königsmünster): Noch nicht. Das kommt meistens erst im Turnier, denn die Arbeit geht auch ganz normal weiter. Aber es ist schon so: Gerade bei den Deutschlandspielen und wenn es der Tagesablauf erlaubt, verbabreden sich einige im Fernsehraum und schauen gemeinsam das Spiel.

domradio.de: Passt Fußball überhaupt zu den Ordensregeln? Es heißt ja schließlich: Ora et labora - zu Deutsch: Bete und arbeite.

Pater Runge: Es ist halt ein Hobby, so wie jeder Mensch Hobbies hat. Und es sind eben auch einige Fußballfans bei uns. Es ist dann ein brüderliches Zusammensein, eine gemeinsame Rekreationszeit, die in Klostergemeinschaften auch immer eine große Rolle spielt.

domradio.de: Mit wie viel Minuten wird die Rekreationszeit einkalkuliert?

Pater Runge: Klassischerweise sind das immer 30 bis 45 Minuten. Bei einem Fußballspiel ist das natürlich schon mal ein bisschen länger. Dann darf es auch die Länge eines Fußballspiels sein. Aber, wenn das Spiel um 18 Uhr ist, ist das schlecht. Denn da ist unsere Eucharistiefeier, die natürlich für uns noch wichtiger ist. Aber abends um 21 Uhr geht es für uns schon. Morgens müssen wir natürlich trotzdem früh aufstehen – morgens um 6.30 Uhr ist unsere Morgenhore (das Morgengebet – Anmerk. der Red.).

domradio.de: Beten Sie denn auch für den Sieg in der Nationalelf? Und die Frage jetzt an den Fußball-Gott oder doch lieber den Richtigen?

Pater Runge: Es gibt viele Spieler, die religiös sind; denen der Glaube ganz wichtig ist. Für den Sieg beten, finde ich hingegen schwierig. Das hat einen bitteren Beigeschmack. Wofür man beten kann: Dass es einen friedlichen Verlauf in dieser Europameisterschaft gibt. Es ist auch ein Gebet für die Menschen, die hinter den Kulissen beschäftigt sind – sei es als Organisatoren oder Sicherheitsbeauftragte. Die sind auch wichtig, damit es wirklich ein friedliches Fest der Nationen wird.

domradio.de: Glauben Sie, Deutschland schafft es ins Finale?

Pater Runge: Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich. Es ist ja oft so: Wenn die Vorbereitung nicht ganz so gut war, dann läuft es danach im Turnier umso besser. Eine Floskel besagt ja auch, dass Deutschland eine Turniermannschaft ist. Deswegen glaube ich schon, dass Deutschland es schaffen könnte – gerade auch mit dieser Mannschaft.

domradio.de: Ist das ein Ereignis, was Sie tatsächlich hinter Klostermauern verbringen oder gehen Sie auch mal raus?

Pater Runge: Die Vorrunde bin ich im Kloster und dann habe ich meine Urlaubszeit. Wir haben jeweils auch drei Wochen Urlaub im Jahr. Das ist dieses Jahr Zufall, dass der Urlaub zeitgleich zur EM ist. Während dieser Zeit bin ich bei Freunden und da werde ich auch mit ihnen zusammen das Spiel schauen, ganz egal ob Deutschland mit dabei ist oder nicht. Da kommt es mir eher auf die Gemeinschaft an.

Das Interview führte Daniel Hauser.

 


Quelle:
DR