dpa: Eine Schönheitskönigin trifft den Papst. Wie passt das denn zusammen?
Lena Bröder (Miss Germany): Eigentlich ganz gut. Es ist ein Klischee, dass Schönheitsköniginnen allesamt Frauen ohne Anspruch, Charakter und eigene Meinung sind. Und es ist ein Klischee, dass sich die Kirche von allem abgrenzt, was in dieser bunten Welt passiert. Als "Miss Germany" stehe ich für Frauen, die selbstbewusst und gleichberechtigt im Leben stehen und die zeigen, wer sie sind und was sie können. Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken. Das ist die Botschaft.
dpa: Welche Parallele gibt es zum katholischen Glauben?
Bröder: Ich wünsche mir, dass mehr Menschen die Begeisterung für ihren Glauben und die damit verbundene Freude nach außen tragen. Man sollte sich zum Glauben bekennen. Glaube hat für mich viel mit Gemeinschaft, mit Teamfähigkeit und gemeinsamen Werten zu tun. Für mich ist er ein Fundament, das mich trägt und durchs Leben führt.
dpa: Welche Rolle spielt dabei der Papst?
Bröder: Der Papst ist ein großes Vorbild. [...] Mein Eindruck ist, dass er die Kirche modernisiert, sie näher an die Menschen und an die heutige Zeit heranführt. Für junge Menschen, die zum Glauben stehen und ihn leben, ist das ein ermutigendes und wichtiges Signal - auch für mich.
dpa: Sie unterrichten katholische Religion. Ist es einfach, Schülern christliche Themen zu vermitteln?
Bröder: Es ist schwieriger geworden. Viele Kinder erfahren den Glauben im Elternhaus nicht mehr so, wie ich es in meiner Kindheit erlebt habe. Ich finde es wichtig, dass Kinder und Jugendliche zumindest die Grundlagen des Glaubens kennen. Wir alle feiern Ostern, Pfingsten und Weihnachten - oder freuen uns zumindest über die damit verbundenen arbeits- oder schulfreien Tage. Wieso wir diese christlichen Feste feiern, das sollte man schon wissen, denke ich.
dpa: Und was ist Ihre Botschaft an die Schüler?
Bröder: Glaube ist nicht alt und verstaubt. Und auch aus alten Traditionen sehe ich den Bezug zu den Problemen heute. Es sind Werte, die uns zusammenhalten und die in der Gesellschaft nicht verloren gehen sollten. Mein Ansatz ist, den Glauben vorzustellen und vorzuleben. Es ist ein Angebot - ein Versuch, Wege zu öffnen. Jeder Schüler kann selbst entscheiden, was er davon annimmt und welchen Weg er geht. Schüler bekehren zu wollen, wäre der falsche Ansatz.
dpa: Sie amtieren als "Miss Germany" ein Jahr. Wie geht es danach weiter?
Bröder: Vom Laufsteg geht es dann zurück ins Klassenzimmer. Vom Schuldienst bin ich für das Jahr meiner Amtszeit befreit. Danach freue ich mich, wieder zu unterrichten. Und ich freue mich auf den Katholikentag 2018. Er findet in meinem Heimatbistum Münster statt. Das Klassenzimmer werde ich dann nach außen verlegen - und mit meinen Schülern beim Katholikentag Gemeinschaft und Glauben feiern.
Das Interview führte Jürgen Ruf.