Maler Triegel zur Verbindung zwischen Kunst und Religion

"Über die Darstellung des Schönen hinaus"

Die sinnliche Erfahrung eines Kunstwerkes kann nach Ansicht des Leipziger Malers Michael Triegel ein Weg der Annäherung an Religion sein. Allerdings dürfe das nicht dazu führen, einen rein ästhetischen zu Religion zu finden.

Maler Michael Triegel / © privat (privat)
Maler Michael Triegel / © privat ( privat )

"Da kann die Form zum Selbstzweck werden", erläuterte Triegel am Dienstagabend in Leipzig. Ihm selbst sei es 1990 bei seinem ersten Besuch in Rom so ergangen, dass er "von der Form der christlichen Kunst so fasziniert war, dass ich davor niederknieen wollte". Dem zunächst rein ästhetischen Zugang sei bei ihm dann eine "Suche nach den dazugehörigen Inhalten zu den Formen" gefolgt, so Triegel.

Der gebürtige Erfurter ließ sich Ostern 2014 im Alter von 45 Jahren in der katholischen Dresdner Hofkirche taufen. Triegel erlangte 2010 mit seinem Porträt von Papst Benedikt XVI. im altmeisterlichen Renaissance-Stil große Bekanntheit. Künstlerisch wird er der Neuen Leipziger Schule zugerechnet. Im Zentrum seiner Arbeiten steht eine komplexe Auseinandersetzung mit dem antik-mythologischen und christlich-heilsgeschichtlichen Erbe.

"Moment des Trostes"

Triegel betonte, dass religiöse Kunst sich nicht in der Darstellung des Schönen erschöpfen dürfe: "Die Betrachtung des Schmerzes und Leids in Kreuzigungsdarstellungen suggieriert auch einen Moment des Trostes, da man sieht: Hier leidet Gott mit den Menschen, ich bin in meinem persönlichen Leid nicht allein." Kern des christlichen Glaubens sei die Auferstehung und die lese jeder Gläubige bei der Betrachtung einer Kreuzigungs-Darstellung mit.

Zudem plädierte er für ein selbstbewussteres Bekenntnis zum eigenen Glauben und Religion. Mit Blick auf die fremden- und islamfeindliche Pegida-Bewegung appellierte Triegel: "Wir müssen unser christliches Abendland verteidigen und dürfen uns die Definition, was es ausmacht, nicht von Pegida aus der Hand nehmen lassen." Elementar für das christliche Abendland seien Weite und auch der arabische Raum. So sei etwa die Renaissance-Kunst nicht denkbar ohne die arabische Mathematik. Die Anhänger von Pegida hingegen "treten Woche für Woche die Werte des christlichen Abendlands mit Füßen".

Der Künstler äußerte sich im Rahmen einer Lesung von Navid Kermanis jüngstem Werk "Ungläubiges Staunen". Der deutsch-iranische Schriftsteller befasst sich darin mit der christlichen Kunst. Dabei schildert der gläubige Muslim seine persönliche Aneignung der christlichen, insbesondere katholischen Bildwelt.


Quelle:
KNA