Fellay äußerte sich in einem Interview der "Salzburger Nachrichten" (Dienstag). Die Bruderschaft habe "um nichts in der Welt eine Trennung von Rom" gewollt.
Die Bischofsweihen, die 1988 zur Exkommunikation des Gründers der Piusbruderschaft, Marcel Lefebvre (1905-1991), und der vier von ihm geweihten Bischöfe geführt habe, seien zwar "äußerlich gesehen eine Tat des Ungehorsams" gewesen. Sie seien aber als eine Art Notwehr-Akt zu betrachten gewesen, sagte Fellay, und: "Wir sind keine Schismatiker, wir sind nicht von der Kirche getrennt."
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte 2009 die Exkommunikation der vier Pius-Bischöfe aufgehoben. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt. Bedeutsam, so Fellay, sei dieser Schritt nur in dem Sinne gewesen, dass Benedikt XVI. damit anerkannt habe, "dass wir keine Rebellen sind, dass wir keine Parallelkirche aufgebaut haben", sondern Teil der römisch-katholischen Kirche seien.
Wesentlich war für den Generaloberen nach eigenen Angaben auch die Feststellung Benedikts XVI. im Jahr 2007, dass die alte Lateinische Messe nie verboten gewesen sei.
Kürzlich hatte sich Papst Franziskus in einem Zeitungsinterview zur Fortsetzung des Dialogs mit der Piusbruderschaft geäußert. Fellay sei ein "Mann, mit dem man reden kann", so Franziskus. Man komme in dem Dialog "langsam und mit Geduld voran". Zugleich hatte Franziskus betont, dass die Voraussetzung für die volle Gemeinschaft der von Rom abtrünnigen Bruderschaft mit der römisch-katholischen Kirche die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei. Die 1969 gegründete Gemeinschaft lehnt zentrale Bestandteile der Konzilsbeschlüsse ab. Dies betrifft vor allem Aussagen zu Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene.