"Ich hoffe, die Zuhörer kommen singend und pfeifend aus der Kirche", sagt Annette Maye lachend auf die Frage, was die Besucher denn mitnehmen sollen aus ihrem Konzert mit "Modern Klezmer" in der romanischen Kirche St. Maria Lyskirchen in der Kölner Innenstadt.
Musikalische Basis ist Tanzmusik
Klezmer-Musik ist für die 42jährige vor allem fröhlich. Basis seien Tänze, die ursprünglich auf jüdischen Hochzeiten und anderen Festen gespielt wurden. "Im Grunde ist das keine geistliche, sondern eher weltliche Musik", sagt Annette Maye. Deswegen ist es ihrer Meinung auch nicht wichtig, ob man als Musiker jüdisch ist oder nicht. Ihre Art, die alten Melodien zu interpretieren, nennt sie "Modern Klezmer". Modern, weil sie mit ihrem Duo-Partner Martin Schulte Jazz-Elemente wie die Improvisation beim Klezmer einbringt. "In der traditionellen Musik wurden die Melodien gespielt und variiert. Wir gehen viel freier mit dem musikalischen Material um, wir improvisieren nicht nur spontan, sondern wir arrangieren zudem die Themen in einer Art, wie die Musik früher sicher nicht vorgetragen wurde."
Es gebe zwei Arten, wie momentan Klezmer-Musik aufgeführt werde, erklärt die WDR-Jazzpreisträgerin. Einige Ensemble würden versuchen, möglichst nahe an die authentische Klezmer-Musik und ihre Interpretation heranzukommen. Dann gebe es Musiker wie sie und Martin Schulte vom Duo Doyna, die eher eine freie Musiksprache verwenden würden. Bei den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Köln sei ihre Interpretation wiederholt sehr gut angekommen, verrät Annette Maye: "Die waren ganz begeistert."
Klezmer harmoniert bestens mit der Akustik in Kirchen
Jüdische Brauchtumsmusik in einer katholischen Kirche aus dem Mittelalter aufzuführen, ist für die Wahl-Kölnerin kein Widerspruch. "In einer Kirche zu spielen, ist inspirierend für mich", meint Annette Maye. Kirchen hätten eine besondere Akustik, besondere Lichtverhältnisse. Die romanische Basilika St. Maria Lyskirchen in Köln kennt die Absolventin der Kölner Musikhochschule bestens und die Kirche aus dem 13. Jahrhundert habe eine ganz besondere Atmosphäre. Den Zuschauern könnte dieser sakrale Ort helfen, sich der Musik besonders zu öffnen und genau zu zuhören, glaubt Annette Maye. So erwartet die Besucher eine besondere Mittagspause mit jazzig angehauchtem Klezmer in einer der ältesten Kirchen Kölns.
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