"Ich will keine Schokolade" steht auf dem Banner, das die Bühnenwand ziert. Davor musiziert eine Band. Vor und auf der Bühne singen und tanzen Frauen. Rot ist die Farbe, die das Bild dominiert: rote Jacken, rote Regenschirme, rote Schuhe, rote Ohrringe. Die Signalfarbe steht bildlich für das Anliegen der Frauen. Sie wollen gesehen und gehört werden. "Eine Frauenvielfalt, wie sie im Buche steht", ruft Lydia Wallraf-Klünter, die Diözesanvorsitzende.
"Frauen.Macht.Kirche." – noch so ein plakatives Schlagwort, das heute nicht zu übersehen ist auf dem Bahnhofsvorplatz. In weißer Schrift prangt es auf dem roten Schal, den eine Frau demonstrativ lachend und mit ausgetreckten Armen in die Luft streckt. Sie und ihr Schal schunkeln zum Kampagnenlied, das extra in Auftrag gegeben wurde. "Wir sind aufgewacht", singen rund 150 Frauen wie aus einem Munde und sind so laut, als wären sie doppelt so viele.
Rote Regenschirmparty
Fast hätte die kfd die Veranstaltung kurzfristig absagen müssen. Denn seit dem Vormittag regnet es in Köln. Aber die Frauen im Erzbistum trotzen dem Wetter. Wenn eine Frauenorganisation titelt, dass sie "keine Schokolade will", dann muss sie es ernst meinen. Die kfd in Köln ist entschlossen - und im Übrigen auch nicht aus Zucker.
Also lassen sie auf dem Bahnhofsvorplatz eine rote Regenschirmparty steigen: "Heute strahlt zwar nicht die Sonne, aber dafür strahlt für uns der Dom!", befindet Moderatorin Simone Standl und erntet klatschendes Einvernehmen. Was soll schon der Regen? "Wir kfd-Frauen haben Sonne im Herzen und strahlen sie auch aus!", ruft etwas später Wallraf-Klünter. Ihre Worte treffen die versammelten Frauen wie ein trotziger Schlachtruf. Applaus, Lachen, laute Zustimmung. Alle wissen: "Nur die Harten kommen in den Garten."
Eine Zukunftsshow
Verschiedene Bands, Kabarett, Fotoshooting: Die Organisatoren haben sich Mühe gegeben, ein starkes Programm auf die Beine zu stellen. Wer am Samstagmittag aus dem Kölner Hauptbahnhof tritt gerät mitten hinein in diese Zukunftsshow, darf mitmachen und Mitglied werden. Denn darum geht es der kfd beim Frauenzukunftstag auch. Es handelt sich um eine Mitgliederwerbekampagne. Bundesweit gehören eine halbe Million Frauen zur kfd. "Das wollen wir halten", heißt es aus Köln. Denn nur gemeinsam sind sie stark, das wissen die Frauen. Und nur mit vielen Mitgliedern lassen sich ihre Ansprüche legitimieren: Zum Beispiel der Wunsch, dass mehr Frauen Ämter in der katholischen Kirche einnehmen. "Frauen haben eine eigene Art, eine eigene Spiritualität", bemerkt Wallraf-Klünter. Davon könnten alle profitieren.
Auf Stelzen und mit breitem Grinsen stolzieren indes zwei riesige Frauen durch die Menge und versprühen Fröhlichkeit. Die beiden gehören zur Show und sind so bunt, dass der graue Himmel gar nicht mehr auffällt. Außerdem locken sie Passanten an, die zumindest für ein Foto mit den Riesinnen stehenbleiben. Manche kommen auch mit den kfd-Frauen ins Gespräch und verlassen die Veranstaltung dann mit Infomaterial, kfd-Ansteckern oder - natürlich - einem kleinen Stückchen Schokolade.