Bettina Böttinger über Kirche, Papst und Kardinal

"Ich bin rheinisch-katholisch"

Seit 25 Jahren begrüßt sie Talkgäste. Zu ihrem 60. Geburtstag erzählt Moderation Bettina Böttinger, warum Papst Franziskus sie zum Kircheneintritt motivieren könnte und wie sie den Kölner Kardinal mit Kult-Blondine Katzenberger zusammen erlebt hat.

Bettina Böttinger wird 60 / © Henning Kaiser (dpa)
Bettina Böttinger wird 60 / © Henning Kaiser ( dpa )

domradio.de: Frau Böttinger, 60 Jahre jung. Können Sie sich anfreunden mit diesem Alter? 

Bettina Böttinger (Fernsehmoderatorin und Journalistin): Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe es nicht geschafft, auf die Einladung zu meinem Geburtstagsfest die '60' zu schreiben. Ich habe eine gewisse Distanz zu dieser Zahl. Stattdessen habe ich dann den Grund, warum ich feiere, draufgeschrieben: Vor zehn Jahren wurde ich 50, so kann man das auch machen.

domradio.de: Sie waren Ende der 70er Jahre in der Frauenbewegung sehr aktiv. Ist Frauenbewegung heutzutage noch aktuell?

Böttinger: Ich lese manchmal ein bisschen erstaunt, dass junge Frauen meinen, sie hätten die Frauenbewegung nicht nötig und es wäre sowieso alles im Lot. Da kann ich dann allerdings nur sagen, die werden sich sicherlich auch noch wundern: Denn, wenn ich mir die Situation von Frauen heutzutage in der Bundesrepublik anschaue, dann ist die alles andere als gut.

domradio.de: Inwiefern?

Böttinger: Ich erinnere beispielsweise daran, dass der Anteil der alleinerziehenden Frauen in Sachen "Altersarmut" ein riesiger ist. Die Frauen bleiben da wieder mal auf der Strecke. Ich glaube, dass sich viele Frauen immer noch nicht vorstellen können, dass sie ohne große Probleme Beruf und Familie in Einklang bringen können. Das sind ja alles Sachen, von denen hätte man längst gemeint :"Leute wo leben wir, in welcher Zeit?" Das muss doch eigentlich längst gelöst sein - ist es aber nicht. Insofern fühle ich mich gar nicht alleine, sondern ich behaupte immer noch provokant 'Feminismus ist eine Frage der Intelligenz'.

domradio.de: Sie sind katholisch getauft?

Böttinger: Selbstverständlich, ja klar, hier im Rheinland.

domradio.de: Auch katholisch sozialisiert?

Böttinger: Ja, natürlich. Ich sage ja auch nicht römisch-katholisch. Ich sage ja rheinisch-katholisch. Ich muss allerdings sagen, dass ich aus der Kirche ausgetreten bin. Der jetzige Papst lässt mich aber schon darüber nachdenken, ob ich nicht vielleicht doch wieder eintreten sollte. Wir leben nämlich gerade in einer Zeit, in der bestimmte Standpunkte und auch bestimmte Institutionen wichtig sind. Vielleicht habe ich da sogar ein bisschen Mitleid, weil die Kirche so in Misskredit geraten ist. Vielleicht denke ich auch: "Na ja, was wäre eine Welt ohne Kirchen?"

domradio.de: Der Papst hat während seiner Armenienreise gesagt: "Wir müssen Homosexuelle um Verzeihung bitten." Wie haben Sie darauf regiert?

Böttinger: Da habe ich - ehrlich gesagt - geschmunzelt. So etwas aus dem Munde des Kirchenoberhauptes..., das war mir dann zu viel des Guten. Da habe ich gedacht: "Jetzt ist aber Schluss. Das kann man nun wirklich nicht glauben." Aber natürlich kämpfen wir um Toleranz und Akzeptanz. Dass Franziskus so etwas sagt, das ist schon ein Meilenstein. Auch, wenn ich glaube, dass viele in der Kirche darüber die Augen verdrehen: Ich persönlich finde das Verzeihen gar nicht mal so angemessen. Die Kirche und alle Religionen haben so viel Schlimmes im Laufe der Historie angerichtet. Ich finde, es reicht erstmal, wenn wir weiter innerhalb der katholischen Kirche für mehr Toleranz und übrigens auch für eine Besserstellung der Frau kämpfen.

Und die Ökumene halte ich für ganz, ganz wichtig. Die ist ja auch immer wieder stecken geblieben. Ich finde, da muss man auch einfach weiter gehen.

domradio.de: Sie hatten ja auch den Kölner Kardinal Woelki zu Gast in Ihrer Talksendung Kölner Treff. Er saß neben Daniela Katzenberger. Die beiden haben sich gut verstanden ...

Böttinger: Kardinal Woelki, den ich wirklich mag und schätze, neben Daniela Katzenberger sitzen zu sehen und die beiden im Gespräch zu erleben, das hatte schon sehr viel Schönes. Ich finde, dass sich beide gut geschlagen haben. Genau das macht eigentlich auch den Reiz eines solchen Formates aus. Da sind manchmal wirklich Welten im Zusammenstoß, aber eben nicht in kriegerischer Absicht, sondern in unterhaltsamer Weise. Das ist eine meiner liebsten Paarungen gewesen, dass muss ich schon zugeben.

Das Interview führte Birgitt Schippers.

 


Quelle:
DR