In Windeseile bereiten sie den katholischen Weltjugendtag vor. Noch vor wenigen Monaten gehörte viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass auf dem von Flüssen und einem See eingerahmten Grasland im polnischen Dorf Brzegi südöstlich von Krakau demnächst bis zu zwei Millionen Menschen mit Papst Franziskus die Abschlussmesse feiern - und das schon Ende Juli. Es fehlten Wege, Brücken und Handy-Masten - kurz: fast die gesamte Infrastruktur für so ein Großereignis.
Zuerst prangte auf dem rund 250 Hektar großen Areal nur das Schild "Campus Misericordiae", Feld der Barmherzigkeit. Dann errichteten Soldaten provisorische Brücken - und Freigänger aus dem Gefängnis im Krakauer Stadtteil Nowa Huta aus Baumstämmen Abgrenzungen für das Gelände. Neue Sendemasten sind bereits in Betrieb, um einen Zusammenbruch des Mobilfunknetzes zu verhindern.
Altar zehn Meter über dem Erdboden
Arbeiter sind rund um die Uhr damit beschäftigt, die Bühne zu errichten. Der Altar wird 93 Meter breit und 50 Meter tief sein. Damit er vom ganzen Gelände aus zu sehen ist, steht er fast zehn Meter über dem Erdboden. Am Wochenende errichteten Monteure den Baldachin. Wie das Logo des Weltjugendtags ist auch die Bühne in den Farben weiß, gold, rot und blau gehalten.
"Wir liegen bei der Vorbereitung voll im Zeitplan", sagt der Caritas-Direktor des Erzbistums Krakau, Pfarrer Bogdan Kordula. Er ist einer der Hauptorganisatoren des Weltjugendtags. Es sei schon zu erkennen, dass der Campus Misericordiae "äußerst ästhetisch" gestaltet werde, so Kordula.
Direkt hinter dem Altar wird ein großes Bild des barmherzigen Jesus angebracht. "Es zeichnet sich durch Einfachheit und asketische Formen aus", sagt Pfarrer Marek Hajdyla. Links und rechts neben dem Kreuz werden Gemälde der polnischen Heiligen Johannes Paul II. und Faustyna Kowalska hängen.
Papst-Appartement im "Haus der Barmherzigkeit"
Bereits fertig ist auf dem Gelände das Papst-Appartement im "Haus der Barmherzigkeit". Das Gebäude wurde extra für Franziskus errichtet und soll später als Sozialzentrum dienen. Ob das Kirchenoberhaupt in dem Appartement zwischen der Vigilfeier am 30. Juli und der Aussendungsmesse am Morgen danach schlafen wird, ist allerdings offen.
Noch unklar ist ebenfalls, wie viele Menschen Franziskus beim Weltjugendtag begegnen werden. Der Woiwode (Regierungspräsident) der Region Kleinpolen, zu der Krakau gehört, Jozef Pilch, geht von rund zwei Millionen aus. Sogar von 2,5 Millionen war die Rede, laut anderen Schätzungen sollen es rund 1,5 Millionen Menschen sein.
Die bislang etwa 80.000 Anmeldungen aus Polen bleiben hinter manchen Erwartungen zurück. Für viele junge Polen oder ihre Eltern seien umgerechnet gut 200 Euro für das Weltjugendtagspaket samt Unterkunft und Verpflegung zu teuer, heißt es mancherorts. Schließlich entspricht das fast der Hälfte eines durchschnittlichen Monatslohns auf dem Land. Außerdem gibt es nach den Terroranschlägen in Frankreich Angst vor Attentaten.
Stockende Registrierung
Nach Angaben des Organisationskomitees haben bisher lediglich 360.000 der 560.000 Registrierten ihre Anmeldung abgeschlossen und ein Pilgerpaket ausgewählt. Der Chefkoordinator des Weltjugendtags, Weihbischof Damian Muskus, betont, jeder könne in Krakau und Brzegi den Papst treffen, auch wenn er sich noch nicht angemeldet habe: "Wir haben immer gesagt: Es ist eine offene Veranstaltung." Bis kommenden Freitag (22. Juli) sind noch "Last Minute Registrierungen" möglich.
Muskus erinnert daran, dass sich für den Weltjugendtag 2011 in Madrid 400.000 junge Menschen angemeldet hätten, dann aber 1,5 Millionen gekommen seien. Viele werden wohl auch in Polen ohne Anmeldung den Papst sehen wollen. In polnischen Kirchenkreisen wird die Teilnehmerzahl daher auf 1,2 bis 1,5 Millionen geschätzt.