Für viele Republikaner ist Clinton das Böse in Person

Hassfigur Hillary

Die Republikaner haben sich auf ihrem Parteitag in Cleveland bei dem Versuch überschlagen, Hillary Clinton zu dämonisieren. Ein Redner brachte sie sogar mit dem Leibhaftigen in Verbindung.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Poster vor Republikaner-Parteitag zeigt Hillary Clinton hinter Gittern / © Jim Lo Scalzo (dpa)
Poster vor Republikaner-Parteitag zeigt Hillary Clinton hinter Gittern / © Jim Lo Scalzo ( dpa )

Es kommt nicht häufig vor, dass Luzifer Teil des politischen Diskurses in den USA ist. Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in Cleveland fand er zur besten Sendezeit Erwähnung. Und das nicht als scherzhafte Übertreibung.

Carsen unterstellt Clinton Bessenheit

Der ehemalige Konkurrent Donald Trumps bei den Vorwahlen, Ben Carson, suggerierte in seiner Rede, die Spitzenkandidatin der Demokraten könne vom Teufel besessen sein. Bei seiner Argumentation bezog er sich auf eine Studienarbeit Clintons aus Universitätstagen, die sich mit dem radikalen Sozialaktivisten Saul Alinsky auseinandersetzt. Die Wahl des Themas lasse Sympathie für dessen Thesen erkennen, behauptete der Neurochirurg.

Carson zitierte eine aus dem Zusammenhang gerissene Referenz auf den Leibhaftigen in einer von Alinskys Schriften und fuhr fort: "Sind wir bereit, jemanden zu unserem Präsidenten zu wählen, dessen Vorbild jemand ist, der Luzifer bewundert?", fragte das Mitglied einer strengreligiösen Freikirche die Delegierten. "Denkt mal darüber nach." Carsons Ausführungen lösten bei einigen Parteitagsbesuchern betretenes Schweigen aus, andere klatschten enthusiastisch.

Clintons Wahlprogramm sei "vom Bösen besessen"

In einem Fernsehinterview führte Carson den Gedanken weiter. "Schauen Sie mal, wofür sie sich einsetzt", sagte er zu einem CNN-Moderator und zählte Beispiele auf: "Das Töten von Babys, die Auflösung der traditionellen Familie - all diese Dinge". Clinton trete mit einem Programm im Wahlkampf an, "das vom Bösen besessen ist".

Einer von Donald Trumps Beratern, Al Baldasaro aus New Hampshire, teilt diese Sicht. Clinton habe beim Terrorangriff in Bengasi amerikanische Patrioten im Stich gelassen. Die frühere Außenministerin sei für ihn eine Verräterin. "Die ganze Sache finde ich widerlich", so Baldasaro. "Hillary Clinton sollte an die Wand gestellt und wegen Verrats erschossen werden." In einem Radio-Interview legte der Republikaner nach: "Vielleicht tut es auch ein elektrischer Stuhl."

T-Shirts mit "Hillary for Prison"-Spruch

Ein Renner auf dem Parteitag in Cleveland waren T-Shirts und Aufkleber, die eine andere Strafe für die politische Gegnerin empfehlen. "Hillary for Prison" ("Hillary ins Gefängnis") steht darauf.

Der ehemalige Chef des Militär-Geheimdienstes DIA, Michael Flynn, forderte ebenfalls zur besten Sendezeit, Clinton ins Gefängnis zu schicken. Er will sie wegen eines privaten E-Mail-Kontos, das sie als Außenministerin auch für dienstliche Kommunikation nutzte, im Häftlingsanzug sehen. "Sperrt Sie ein", griff Flynn die Sprechchöre in der Halle auf. "Ihr habt verdammt noch mal recht." Clinton habe mit ihrer Sorglosigkeit die Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährdet und eine Strafe verdient.

"Sperrt Sie ein" ("Lock her up") geriet dann auch zum Schlachtruf der Veranstaltung. Dass Hillary Clinton das Böse verkörpere, entspricht der Meinung vieler Republikaner. Im Vergleich dazu wirkt Trumps Spitzname für seine Konkurrentin im Rennen um das Weiße Haus, "Crooked Hillary" ("Korrupte Hillary"), nahezu harmlos.


Quelle:
KNA