domradio.de: Was ist Ihr erster Eindruck von der Zusammensetzung der Kommission?
Irmentraud Kobusch (stellvertretende Bundesvorsitzende Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)): Ich freue mich, dass die Kommission doch jetzt relativ schnell zustande gekommen ist. Das war ja eine erste Frage: Wie lange wird es dauern, bis der Vatikan eine solche Kommission beruft. Ich finde, das ist schnell geschehen.
Eine weitere Forderung war, dass wir uns Frauen gleichwertig in dieser Kommission vertreten gewünscht haben. Auch das ist geschehen. Von daher finde ich erstmal die Zusammensetzung der Kommission - Männer und Frauen paritätisch - sehr positiv. Ich habe den Eindruck, dass Experten in dieser Kommission versammelt sind, die aus unterschiedlichen Perspektiven in ihrem Metier ausgewiesen sind. Und die Experten haben eine gute Mischung aus einem Blick auf die Kirchengeschichte und dem dogmatischen Gerüst.
domradio.de: Wie schätzen Sie in der Kommission das Pro und Contra gegenüber dem Frauendiakonat ein?
Kobusch: Ich weiß von einigen Namen, die jetzt öffentlich sind, dass sie dem Diakonat der Frau eher skeptisch gegenüber stehen. Aber ich weiß auch von Namen, die sich seit Jahren für das Diakonat der Frau engagieren. Von daher ist mein Eindruck, dass nicht "nur" Experten dabei sind, die eher skeptisch sind. Ich hoffe, dass da ein konstruktiver Diskurs stattfinden wird.
domradio.de: Die Kommission soll sich vor allem mit der Geschichte des Frauendiakonats auseinander setzen. Was ist an dieser Geschichte so spannend?
Kobusch: Das Spannende ist, dass es in der Frühzeit der Kirche Diakoninnen gegeben hat. Schon im Römerbrief kommt eine Diakonin vor. Das Interessante ist, dass sie mit dem Begriff "Diakonos" bezeichnet wird im Brief an Paulus. Der gleiche Begriff, der für die Männer als "Diakon" übersetzt wird, wird für die Frauen meistens als "Dienerin" übersetzt. Die Frage ist, wie das zu interpretieren ist. Wir sagen: Es hat in der frühen Kirche bereits eine Frau gegeben, die Diakonin gewesen ist.
Wir kennen ganz viele Belege aus der west-, vor allem aber aus der ostkirchlichen Tradition bis ans Mittelalter heran, dass es Frauen als Diakoninnen gegeben hat. Wir haben Weiheformulare - also Hinweise, wie die Frauen ins Amt gekommen sind. Die Formulare sind den Weiheformularen der Männer weitgehend gleich: Gleiche Formulierungen, gleiche Begrifflichkeit. Deshalb sagen viele Kirchenhistoriker, dass es in der frühen Kirche Diakoninnen gegeben hat. Das ist für uns wichtig, denn ein wesentlicher Strang ist für unsere Kirche ja die Berufung auf die Tradition.
domradio.de: Haben Sie die Befürchtung, dass am Ende doch alles beim Alten bleibt?
Kobusch: Ich habe die große Hoffnung, dass es nicht so sein wird. Das Interessante ist ja, dass die Frage nach dem Diakonat der Frau bisher nicht lehramtlich von der Kirche entschieden worden ist. Das heißt, an der Stelle ist Offenheit möglich ohne dass an der Lehre der Kirche etwas zu verändern ist. Denn Rom hat sich bisher zum Diakonat der Frau nicht geäußert.
Das Interview führte Silvia Ochlast.