Jesuit: Syrien braucht internationale Friedensbemühungen

Frieden durch Dialog mit dem Präsidenten

Der ehemalige Direktor der Jesuiten im Mittleren Osten, Pater Nawras Sammour, hat die internationale Gemeinschaft zu diplomatischen Friedensbemühungen in Syrien aufgerufen.

Kämpfer in Syrien (dpa)
Kämpfer in Syrien / ( dpa )

Den seit Jahren geführten Bürgerkrieg könne das Land nicht mehr ohne Hilfe von außen lösen, sagte Sammour der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag in München. Die internationale Gemeinschaft müsse daher den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad "trotz vieler Missstände in dessen Regierung" als "echten Dialogpartner" gewinnen. Das schließe auch dessen Bündnispartner, Russlands Präsidenten Wladimir Putin, ein.

Viele Syrer unterstützten die Regierung, erinnerte Sammour. Sie sei noch am ehesten offen für einen Dialog. Der Jesuit ist derzeit Gast des katholischen Missionswerk missio München. In den Räumlichkeiten des Hilfswerks kamen am Wochenende 30 Flüchtlinge aus Aleppo zusammen, die sich bis zu ihrer Flucht nach Deutschland selbst als Ehrenamtliche in der inzwischen nur noch 1,5 Milliarden Einwohner zählenden Stadt im Norden Syriens engagiert hatten. Die Kriegsschäden in Aleppo seien erkennbar höher als in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg, so der Pater, der in Aleppo aufgewachsen ist.

Von Rebellen unter Kontrolle

Im östlichen Teil der Stadt hätten sich die Rebellen, die das Gebiet derzeit unter Kontrolle haben, zunehmend radikalisiert, sagte der Ordensmann. Christen gäbe es nur noch im westlichen Teil, den die Regierung unter Kontrolle habe. Hier wie im Rest der von Assad regierten Gebiete in Syrien hätten die rund 700.000 im Land verbliebenen Christen das Recht, ihre Religion frei auszuüben.

Das nennt Sammour eine der Voraussetzungen, unter denen auch ein islamischer Staat für Syrien diskutiert werden könnte: "Wir müssen auch mit denen reden, die eine islamische Staatsidee für Syrien haben. Aber nur, wenn sie zuvor schon Nicht-Muslime akzeptieren." Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) scheide daher als Dialogpartner aus. "Wer nur die Option einer bewaffneten Gefolgschaft stellt, mit dem kann man keine Gespräche führen", betonte der Jesuit.

Flüchtlinge in Deutschland - Selbst vor Terrorismus geflohen

In Deutschland bedarf es seiner Ansicht nach beim Thema Zuwanderung einer Unterscheidung zwischen denen, die wirklich in Not sind, und Flüchtlingen aus sicheren Herkunftsländern. Kriegsflüchtlinge wie die 30 Frauen und Männer aus Aleppo, die der Jesuit in München nach ihrer Flucht erstmals wieder getroffen hat, lehnten in der Regel jede Form von Terrorismus ab, weil sie selbst davor geflohen seien. "Wir dürfen die 99 Prozent der friedfertigen Flüchtlinge nicht dem einen Prozent an Gefährdern opfern", betonte der Pater. Pauschale Generalisierungen seien derweil die größte Belastung für die Syrer.


Quelle:
KNA