Papst verurteilt Gewalt gegen Zivilisten in Aleppo

"Es ist inakzeptabel"

Tagelange Gefechte haben sich syrische Regierungstruppen und oppositionelle Kämpfer rund um die eingekesselte Stadt Aleppo geliefert und immer wieder waren Unschuldige betroffen. Papst Franziskus verurteilte dies am Sonntag.

Soldat patrouilliert vor Aleppo / © Syrian Arab News Agency (dpa)
Soldat patrouilliert vor Aleppo / © Syrian Arab News Agency ( dpa )

Papst Franziskus hat die Kampfhandlungen um die eingekesselte syrische Stadt Aleppo verurteilt. "Es ist inakzeptabel, dass so viele schutzlose Menschen, auch so viele Kinder, den Preis für den Konflikt zahlen müssen", sagte der Papst am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Zugleich geißelte er Gleichgültigkeit und einen "mangelnden Friedenswillen der Mächtigen". Die Kirche stehe "den syrischen Brüdern und Schwestern mit Gebet und Solidarität nahe".

Vor gut drei Wochen hatten syrische Regierungstruppen und ihre Verbündeten die letzte Versorgungsroute in die von Rebellen gehaltenen östlichen Viertel Aleppos gekappt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis zu 300 000 Menschen eingekesselt sind. Ein Bündnis syrischer Rebellengruppen unter Führung von Islamisten versuchte seit einer Woche, die Belagerung zu durchbrechen.

Der Durchbruch?

Am Samstag gab es Neuigkeiten aus Aleppo. Mehrere syrische Rebellengruppen haben nach eigenen Angaben die Belagerung Aleppos durchbrochen. Kämpfer seien im Südwesten der früheren syrischen Metropole vorgerückt und hätten sich mit Aufständischen aus dem eingekesselten Ostteil der Stadt zusammengetan. "Das beweist, dass wir die Belagerung durchbrochen haben", sagte ein Kommandant des früheren Al-Kaida-Ablegers Dschabhat Fatah al-Scham der dpa am Samstag. "Die Belagerung unserer Leute wurde gebrochen", schrieb auch ein Sprecher der Gruppe Ahrar al-Scham auf Twitter. Es ist eine der größten Rebellengruppen, die an der Erstürmung Aleppos beteiligt ist.

Aktivisten in Aleppo berichteten von feiernden Bewohnern auf den Straßen der eingekesselten Viertel. Die Menschen seien trotz der Gefahr von Luftangriffen ins Freie gelaufen und hätten gerufen "Gott ist groß" und "Unsere Rebellen werden uns retten". Von den Moscheen erschallten Koranverse. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Berichte der Rebellengruppen. Sie wies aber darauf hin, dass es den Gruppen noch nicht gelungen sei, eine sichere Passage zwischen den Ost-Vierteln Aleppos und den von Rebellen kontrollierten Gebieten zu schaffen.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete am Samstag von schweren Luftangriffen gegen die "Terroristen". So bezeichnet das Regime von Machthaber Baschar al-Assad die Aufständischen. Demnach seien auch nachrückende Truppen und Versorgungskonvois getroffen worden. Tausende "Söldner" hätten mit Hilfe von Autobomben die Soldaten angegriffen.

Soziales und ökologisches Engagement

Papst Franziskus hatte am Sonntag zudem Christen zu sozialem und ökologischem Engagement aufgerufen. "Die Erwartung der ewigen Seligkeit nimmt uns nicht aus der Pflicht, die Welt gerechter und bewohnbarer zu machen", sagte er beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Gerade die Hoffnung auf himmlischen Lohn müsse die Christen dazu drängen, die irdischen Lebensbedingungen zu verbessern, "vor allem für die schwächsten Brüder", so der Papst.

Zahllose Ungerechtigkeiten, Gewalt und tägliche Bosheiten entsprängen dem Wunsch, sich zu "Herren über das Leben anderer" aufzuspielen, kritisierte Franziskus. Irdische Güter müsse man frei von Anhänglichkeit und Egoismus "nach der Logik Gottes, der Logik der Aufmerksamkeit auf andere, der Logik der Liebe" benutzen. Am Ende könne kein Mensch etwas mitnehmen. "Denkt dran: Das Totenhemd hat keine Taschen", mahnte er.

 


Quelle:
dpa , KNA