Die Jugendgerichtshilfe des Jugendamtes Mainz-Bingen geht neue Wege

"Pilgern" statt Sozialstunden für junge Straftäter

Auf "Pilgern" statt auf Sozialstunden setzt die Jugendgerichtshilfe des Jugendamtes Mainz-Bingen, um straffällige Jugendliche wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Gute Wanderschuhe sind wichtig für Pilger / © Henning Kaiser (dpa)
Gute Wanderschuhe sind wichtig für Pilger / © Henning Kaiser ( dpa )

Bei dem Projekt "Walk and Change" wanderten Gruppen von bis zu acht straffällig gewordenen Jugendlichen fünf Tage lang mit Sozialpädagogen durch den Pfälzerwald, teilte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen am Montag mit.

Buße abzuleisten, den Kopf freizubekommen und sich selbst zu begegnen, seien einige der Gründe, um junge Straffällige für die "Pilgerreise" zu motivieren, heißt es. Das gemeinsam mit der Stiftung Juvente Mainz organisierte Projekt setze auf die positiven Effekte, um sie aufzufangen und sie auf dem Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft zu begleiten.

20 Kilometer Tagesmärsche

Der "Weg in die Freiheit" führe sinnbildlich weg von der Jugendstrafvollzugsanstalt Schifferstadt zum Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße, das als Wiege der deutschen Demokratie gilt. Statt Computer, Smartphone und Spielkonsole stünden Arbeitseinsätze, Selbstreflexion, Verhaltenstrainings und Tagesmärsche von teilweise über 20 Kilometern auf dem Programm. Auch gebe es "Wiedergutmachungsmaßnahmen": Müllsammeln, das Reinigen von Schildern oder Hilfe in den Übernachtungsherbergen.

Bei dem aus Sachsen stammenden Konzept stehe nicht der reine Bestrafungsgedanke im Vordergrund. Vielmehr sollten die Jugendlichen ihre Taten und ihre persönlichen Lebenssituationen reflektieren und neue Ziele und Verhaltensweisen erlernen, heißt es. Dazu dienten auch tägliche Aufgabenstellungen, Feedbackrunden und soziale Trainings.

Mit der Teilnahme am Projekt könnten verurteilte Jugendliche bis zu 60 Sozialstunden abgelten.


Quelle:
epd