Der Dirigent Gotthold Schwarz ist am Samstag feierlich ins Amt des Leipziger Thomaskantors eingeführt worden. Bei einem Festakt im Alten Rathaus übertrug Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) dem bisherigen Interimsleiter des Thomanerchors die Aufgabe und überreichte ihm seine Ernennungsurkunde. Am Nachmittag folgte eine kirchliche Amtseinführung im Rahmen einer Motette in der Thomaskirche. Schwarz ist nun der 17. Thomaskantor nach dem Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750).
Hohe Wertschätzung für Schwarz
Leipzigs Oberbürgermeister Jung würdigte den 64-Jährigen am Samstag als einen herausragenden Sänger und Dirigenten, der stets "den authentischen Umgang mit Stimmen und Klängen im Dienst des jeweiligen Werkes" suche. Er sei sich sicher, dass mit Schwarz "der Beste" für das Amt gefunden wurde, bekräftigte Jung. Jeder, der "menschlichen und musikalischen Sachverstand" habe, schätze den Dirigenten, zeigte sich der Oberbürgermeister überzeugt.
Jung ging auch auf Schwarz' lange Verbundenheit mit dem Knabenchor ein: "Das Gefühl, dass Gotthold Schwarz hierhin gehört, empfindet der Thomanerchor, das Leipziger Publikum, Kritiker aus der ganzen Welt und hoffentlich, lieber Gotthold, empfinden Sie das auch", sagte Jung zu dem Dirigenten. Dieser arbeitete bereits seit 1979 als Stimmbildner bei dem mehr als 800 Jahre alten Chor und leitete das Ensemble seit dem Rücktritt des langjährigen Kantors Georg Christoph Biller im Februar 2015 interimistisch.
Gemeinschaftliches Musizieren
Schwarz selbst bedankte sich sichtlich bewegt für das Vertrauen. Er werde die Arbeit mit dem Thomanerchor "mit großer Freude, mit Engagement und der gebotenen Demut und Bescheidenheit fortsetzen", sagte er. An die jungen Sänger des Chores gerichtet fügte er hinzu: "Unser Singen und Musizieren soll geprägt von unserer Gemeinschaft sein, zum Erlebnis für die Hörer werden und Gott zur Ehre dienen."
Auf die städtische folgte eine kirchliche Amtseinführung, bei der Schwarz selbst mit Chor und Gewandhausorchester die Motette in der voll besetzten Thomaskirche gestaltete. Thomaskirchen-Pfarrerin Britta Taddiken würdigte Schwarz' lange Verdienste um die Kirchenmusik und die evangelische Thomasgemeinde. "Es war und ist ein wunderbares Zusammenarbeiten mit ihm und dem Chor und wir freuen uns auf die nächsten Jahre", sagte Taddiken.
Dienst zu Ehren Gottes
Zur feierlichen Amtseinführung nahm sie dem neuen Thomaskantor das Versprechen ab, seinen Dienst "zu Ehren Gottes und zum Besten der Gemeinde" zu tun. Taddiken richtete zudem Grüße des früheren Kantors Biller aus, der ihren Worten zufolge wegen seiner schweren Krankheit nicht an der Amtseinführung seines Nachfolgers teilnehmen konnte. Biller hatte aus gesundheitlichen Gründen das Amt aufgegeben.
Seit der Reformation vor rund 500 Jahren wird der Thomaskantor von der Stadt Leipzig angestellt, in Absprache mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Thomas. Für die Suche nach einem Nachfolger für Biller hatte die Stadt eigens eine Kommission einberufen und vier Kandidaten zu Probewochen nach Leipzig eingeladen. Da aber keiner das Gremium überzeugen konnte, wurde das Verfahren beendet und Schwarz für das Amt vorgeschlagen. Der Stadtrat bestätigte die Personalie im Juni. Mit dem 64 Jahre alten Dirigenten wurde zunächst ein Vertrag für fünf Jahre geschlossen.