domradio.de: Endlich wieder Fußball, oder?
Schwester Katharina Hartleib (Olper Franziskanerinnen): Genauso sehe ich das auch! Obwohl ja zwischenzeitlich schon einiges an Fußball war.
domradio.de: Sie kommen aus Thüringen, schlägt da Ihr Herz für einen bestimmten Verein?
Schwester Katharina: Früher in der DDR haben uns die Ostvereine ja reichlich wenig interessiert, weil wir wussten, dass da ganz viel gesteuert wurde. Es gab zwar auch Vereine, die ganz ehrliche Arbeit gemacht haben. Aber viele Ergebnisse wurden gesteuert. Die Dynamo-Clubs waren eigentlich Stasi-Clubs und da hatte man nicht so viel Spaß dran. Es gab natürlich so Ereignisse, wo man doch stolz war, dass man DDR-Deutscher war, zum Beispiel als Jürgen Sparwasser aus Magdeburg im WM-Spiel gegen die BRD 1974 das Siegtor machte. Und 1976 haben die DDR-Fußballer olympisches Gold geholt. Aber ich kann mich erinnern, dass schon damals ganz viele Leute Fan von Bayern München waren. Weil die so erfolgreich waren.
domradio.de: Sie auch?
Schwester Katharina: Ehrlich gesagt, ja.
domradio.de: Heute auch noch?
Schwester Katharina: Als bei den Bayern noch viele Bayern gespielt haben, da mochte ich den Verein. Heute aber nicht mehr. Ich finde, dass diese Mentalität, sich die Besten zu kaufen und sogar einige davon auf die Bank zu setzen, nicht schön ist. Auch wenn einzelne Spieler natürlich sehr sympathisch und angenehm sind. Die spielen zum Teil auch einen guten Fußball. Aber trotzdem finde ich, macht das keinen Spaß.
domradio.de: Fehlt es in der ganzen Liga nicht etwas an Spannung, weil die Bayern so stark sind?
Schwester Katharina: Man hat schon das Gefühl, dass die Bayern am Ende ja eh gewinnen. Aber in diesem Jahr habe ich so ein bisschen die Hoffnung, dass andere Vereine jetzt so hungrig geworden sind, dass es doch spannend wird.
domradio.de: Was sagen Sie denn zu den heutigen Ablösesummen? Dortmund hat für Schürrle und Götze zum Beispiel 52 Millionen Euro bezahlt.
Schwester Katharina: Das widert einen wirklich an. Diese Menge an Geld kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich hätte aber Ideen, was man damit alles machen könnte. Wir haben zum Beispiel so viele junge Flüchtlinge im Land und wir haben auch viele deutsche Familien mit Kindern, die eine Unterstützung dringend benötigen. Wir müssen da immer schauen, dass wir mit Sponsorenläufen, mit dem Spendencafé und allen möglichen anderen Sachen Geld zusammenbekommen, damit wir Menschen unterstützen können, damit sie die Kurve fürs Leben kriegen. Und wenn ich dann 50 Millionen höre, das ist natürlich wahnwitzig. Und es hat auch etwas von Sklavenhandel. Die Spieler wollen das oft zwar auch und haben auch etwas davon, aber wenn ich Spieler wäre und wüsste, dass für mich viele Millionen bezahlt werden, dann hätte ich ein ganz komisches Gefühl.
domradio.de: Hand aufs Herz: Welchem Verein drücken Sie die Daumen?
Schwester Katharina: Mein Herz schlägt für den 1. FC Köln.
Das Interview führte Tobias Fricke.
Hinweis
domradio.de überträgt im Web-TV das Ökumenische Mittagsgebet im Kölner Dom am 27.8.2016 um 12 Uhr anlässlässlich des Starts der neuen Bundesliga-Saison am Tag des 1. Heimspiels des 1. FC Köln.