CaritasForum macht Generationengerechtigkeit zum Thema

"Es ist kein ‚weiter-so’ möglich"

Wie sieht die Bevölkerung Deutschlands 2030 aus? Der Publizist Winfried Kösters zeichnet ein klares Bild: Weniger junge Menschen, eine gesunde und aktive "Generation-60-Plus" sowie eine Elite, die zum Großteil aus Frauen besteht. 

Autor/in:
Marcel Krombusch
Rentnerpaar / © Stephan Scheuer (dpa)
Rentnerpaar / © Stephan Scheuer ( dpa )

Am Dienstag diskutierte der Publizist Winfried Kösters beim Kölner CaritasForum mit Vertretern aus Politik und Verbänden über künftige Spielregeln des Zusammenlebens. Die Gesprächsrunde im Kölner Sport und Olympiamuseum stand unter der Überschrift "Mach dich stark für Generationengerechtigkeit" und wurde organisiert vom Diözesan-Caritasverband des Erzbistums Köln.

Für Kösters ist das Bild von einer "Frauenelite" keine reine Utopie, sondern unausweichliche Folge der Statistiken von heute. So habe sich etwa die Geburtenzahl in den letzten 50 Jahren halbiert und die Mehrheit der Hochschulabsolventen weiblich. Statt nur zu verwalten, sollte diese Realität gestaltet werden, findet Kösters: "Die Menschen müssen begreifen, dass wir mit einem Blick in die Vergangenheit nicht weiterkommen. Es ist kein ‚weiter-so’ möglich", appellierte Kösters in seinem Vortrag zu Beginn des CaritasForums.

CaritasForum macht Generationengerechtigkeit zum Thema

Der Kölner Diözesan-Caritasverband hatte in das Sport und Olympiamuseum am Rheinauhafen geladen. "Allein damit ein Austausch zu diesem Thema zwischen den Generationen entsteht, sind uns diese Begegnungs-Formate sehr wichtig", betont der Organisator und Direktor des Diözesanverbandes, Frank Johannes Hensel. So hörten rund 60 Gäste zunächst den einleitenden Vortrag von Winfried Kösters. Der Journalist und Autor beschäftigt sich seit langem mit den "Fallstricken" der Gesellschaft von Morgen. Dabei appellierte er, die Chancen und Möglichkeiten einer alternden, aber aktiven Gesellschaft stark zu machen. Ältere Menschen könnten etwa künftig vielseitiger in soziale Dienstleistungen eingebunden werden. "Warum nicht ‚Generationen auf Rädern’ statt ‚Essen auf Rädern’?", fragte Kösters in den Saal. Auch Zuwanderung sei mit Blick auf die sinkende Zahl junger Menschen für die Zukunft mehr Chance, als Risiko. "Jährlich sterben 200.000 Menschen mehr, als durch Geburten hinzukommen. Wir brauchen künftig die Talente der zugewanderten Menschen ebenso wie die von jedem Kind, was hier geboren wird".

Alt und Jung auf Augenhöhe

Im Anschluss an seinen Vortrag diskutierte Kösters mit drei Akteuren, die sich die Gestaltung der Gesellschaft von Morgen bereits auf die Fahne geschrieben haben. Dazu gehörten Anne Hochgürtel von der "generationsbrücke deutschland", Christine Müthrath vom "Beginenhof Köln" sowie Lucas Risse aus Monheim – mit 26 Jahren jüngster Vizebürgermeister Deutschlands. Die Diskussion zeigte auch die Probleme, die das Thema "Zukunftsgestaltung" aktuell in der Politik mit sich bringt. "Unsere Parteikollegen aus SPD und CDU finden es zwar gut, dass es jüngere Menschen in der Politik gibt. Sie trauen uns aber nicht zu, Verantwortung zu übernehmen", so Lucas Risse, Mitglied der Partei "Peto". Dennoch stellt seine junge Regionalpartei seit 2009 den jüngsten Bürgermeister Deutschlands. Im Kontakt mit den Menschen erlebt Lucas Risse keine Probleme zwischen Alt und Jung. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir mit allen Generationen auf Augenhöhe sprechen können", so der 26-Jährige. Mit Blick auf die alternden Volksparteien sprach sich Winfried Kösters für die Schaffung von "Generationenräten" in der Kommunalpolitik aus, in denen Jung und Alt gemeinsam über Forderungen diskutieren könnten. "Stadträte mit einem Altersschnitt von über 60 Jahren können die Digitalisierung nicht gestalten", mahnte der Publizist.

Am Ende waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass die gemeinsame Arbeit von Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen für jeden Beteiligten großen Wert habe und dabei helfe, Vorurteile abzubauen.

Caritas-Initiative blickt in die Zukunft

Das CaritasForum zur Generationengerechtigkeit ist Teil einer dreijährigen Demografie-Initiative. Dabei sucht die Caritas bis 2017 bundesweit in Gesprächsrunden und Mitmach-Kampagnen nach neuen Ansätzen, um den Anforderungen einer alternden, schrumpfenden und zunehmend bunteren Gesellschaft in Deutschland gerecht zu werden. 


CaritasForum in Köln (DR)
CaritasForum in Köln / ( DR )
Quelle:
DR