Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte seine Teilnahme angekündigt. Der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa forderte die Menschen in seiner Predigt auf, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Hier seien nicht nur Christen gefragt. Umweltschutz dürfe kein Selbstzweck sein, der Mensch nicht wahllos über den "Rest der Schöpfung" herrschen und die Umwelt aus Profitgier ausbeuten.
Es sei die "erste Aufgabe der Menschen gegenüber der Schöpfung" für ihren Schutz die Stimme zu erheben, so der Kapuzinerpater. Abgesehen von den bekannten Aufgaben - wie etwa Klimaschutz, Energie- und Wassersparen oder Bekämpfung von Luftverschmutzung - forderte Cantalamessa zudem eine neue Kultur des Lobpreisens der Schöpfung.
Päpstlicher Hausprediger: Beten für die Schöpfung
"Umweltschutz ohne Lobpreis macht das Universum matt, wie eine Weltkarte aus Glas, der das Licht fehlt, das sie von innen erleuchtet", so Cantalamessa. Als positives Beispiel führte er den Heiligen Franz von Assisi an, dem die Armen und die Schöpfung gleichermaßen ein Anliegen gewesen seien, und der selbst dem Reichtum entsagt habe.
Die wichtigste Botschaft des Heiligen für die Menschen von heute sei jedoch, nicht nur "für die Schöpfung und ihren Schutz", zu beten, sondern auch "mit der Schöpfung", "aufgrund der Schöpfung" oder "motiviert von der Schöpfung".
Für die "schlimmsten Umweltschäden" und die "Not immenser Menschenmassen" machte Cantalamessa den "unersättlichen Wunsch einiger Leute, den eigenen Besitz und Gewinn maßlos steigern zu wollen", verantwortlich.
Papstbotschaft zum Weltgebetstag
Papst Franziskus hatte in seiner am Donnerstag veröffentlichten Botschaft einen ähnlichen Ton angeschlagen und einen ökologischen Kurswechsel verlangt. Wirtschaft und Politik dürften im Umgang mit der Umwelt nicht von kurzfristigem Streben nach Gewinn und Wahlerfolgen bestimmt sein, schrieb er. Die Folgen der Erderwärmung machte er unter anderem für die weltweiten Migrationsbewegungen verantwortlich. Für die armen Länder der Südhalbkugel verlangte der Papst mehr Geld und technische Unterstützung zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Jeden einzelnen rief er zu einer Verhaltensänderung im Alltag auf, etwa durch Mülltrennung oder Carsharing.
Zentrale deutsche Feier in Bingen
Nach Veröffentlichung der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" (Gelobt seist Du) im Jahr 2015 hatte Papst Franziskus den "Weltgebetstag zur Bewahrung der Schöpfung" auf den 1. September festgelegt. In Deutschland findet die zentrale Feier zum Ökumenischen Schöpfungstag in diesem Jahr am Freitag in Bingen statt. Veranstalter des Schöpfungstages, der beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München ausgerufen wurde und seither jeweils am ersten Freitag im September begangen wird, ist die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.
Auch die Kirche von England rief die anglikanischen Christen weltweit dazu auf, für die Bewahrung der Schöpfung zu beten und zu fasten. Die Konferenz Europäischer Kirchen, ein Dachverband von mehr als hundert orthodoxen, protestantischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirchen, unterstützt das Gebet für die Schöpfung ebenfalls.
Zeitspanne im Gedenken der Schöpfung
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ruft schon seit einigen Jahren dazu auf, zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober "eine Zeit der Schöpfung abzuhalten". Im Weltkirchenrat mit Sitz in Genf sind knapp 350 Kirchen mit mehr als 500 Millionen Gläubigen versammelt. Die katholische Kirche ist kein Mitglied, hat aber Beobachterstatus.
Franziskus hatte vergangenes Jahr Katholiken weltweit aufgerufen, den 1. September künftig als Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung zu begehen. Er folgte damit einer Anregung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.